Die Enttäuschung mit den Schnelltests
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Sensitivitätslücke? Eine Helferin hält einen Teststab in einem Testzentrum in Hannover Bild: dpa
Schnelltests haben die Erwartungen vieler Bürger und Politiker enttäuscht. Die Tests haben falsche Sicherheit verbreitet. Fachleute kritisieren die „Sensititivitätslücke“.
Scheinbar hatten sie alles richtig gemacht. Zwei Schwestern wollten sich mit ihren Familien zu Ostern bei den Großeltern treffen, und alle haben sich Schnelltests unterzogen, um sicherzugehen. Trotzdem aber registrierte das Gesundheitsamt in Hamburg-Eimsbüttel nach dem Treffen vier Infektionen. Es sei zwar nicht ganz auszuschließen, dass das Virus durch die nicht getesteten Kinder hineingetragen worden sei, heißt es dort, viel wahrscheinlicher aber sei, dass eine der Schwestern bereits, ohne es zu wissen, infiziert gewesen sei – und der Schnelltest nicht angeschlagen habe. „Das macht die Tests als solche nicht schlecht, aber sie funktionieren eben nur dann, wenn die Viruslast hoch ist. Es ist ein Kompromiss, dessen muss man sich bewusst sein“, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes Eimsbüttel, Gudrun Rieger-Ndakorerwa. „Es ist gut und schön, dass wir die Schnelltests haben. Aber die Tests sind eigentlich nicht dafür da, in eine steigende dritte Welle hinein alles öffnen zu können, sondern nur, um Infektionen schnell zu erkennen.“
Als Anfang März die Bedingungen für Öffnungen vereinbart wurden, die von Schnelltests flankiert werden sollten, nahmen die Infektionszahlen bereits deutlich zu. In vielen Gesundheitsbehörden herrscht nun Ärger darüber vor, dass die Politik das Instrument der Schnell- und Selbsttests zum Weg der Öffnung erklärt hätte. „Im besten Fall können wir dadurch die Härte der dritten Welle abmildern“, sagt ein Behördenleiter aus Hessen. Auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sprach am Donnerstag davon, dass man die Zahlen in erster Linie senken müsse. „Es ist naiv zu glauben, das Virus wegtesten zu können. Das funktioniert nicht“, so Wieler.
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