Willkommen in der Welt der Impfgegner
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Kleiner Stich, große Wirkung. Bild: dpa
Wilde Behauptungen und Verschwörungstheorien: Überzeugte Impfgegner sind eine kleine Truppe, dafür aber sind sie laut. So laut, dass die WHO sie nun zur globalen Bedrohung erklärt hat.
Die Tagesmutter trifft keine Schuld, da sind sich alle am Tisch einig. Im Dezember hat ein Münchner Gericht die Frau zu acht Jahren Haft verurteilt, weil sie ein Kleinkind so stark geschüttelt hatte, dass das Gehirn des Jungen einen dauerhaften Schaden erlitt. Das damals neun Monate alte Kind ist seitdem schwerbehindert. Die Angeklagte hatte behauptet, das Kind sei unglücklich gestürzt, doch das erwies sich als falsch. In dem Prozess sagten Ärzte und Gutachter aus, das Gericht war schließlich von der Schuld der Angeklagten überzeugt. Doch hier, im kargen Gastraum eines Wirtshauses in einem kleinen Ort in Bayern, eine knappe Autostunde südwestlich von München, sieht man die Dinge anders. Ganz anders.
An einem Dienstagabend Ende Mai hat sich eine kleine Gruppe hier versammelt, zwei Männer und zwei Frauen, sie sitzen bei Wasser und Fruchtsaftschorle zusammen und diskutieren lebhaft über den Fall aus München. Für die Anwesenden gibt es nur eine Möglichkeit, wie die Dinge wirklich liegen. Die verurteilte Tagesmutter ist für sie keine Täterin, sondern ein Opfer. Nicht die Frau hat dem Kind den fatalen Hirnschaden zugefügt, sondern eine Spritze. Der kleine Junge sei doch bestimmt kurz vorher geimpft worden, wird gemutmaßt, so wie fast alle Kleinkinder. Die Behinderung könne also nur ein Impfschaden sein, der jetzt vertuscht werden solle. Das sei ein klarer Fall, eine Unverschämtheit, ein Skandal.
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