Eine Reichweite, von der mancher Sender nur träumen kann
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Bild: Rezo
Viele Influencer erreichen auf Plattformen wie Youtube mehr Menschen als journalistische Formate. Problematisch wird das, wenn sie finanzielle Interessen verfolgen, aber wie authentische Nachbarsjungen von nebenan wirken.
Jemand wie Rezo wird sogar von CDU-Vorstandsmitgliedern geduzt. Als der Generalsekretär Paul Ziemiak den Youtuber nach seinem „Zerstörungsvideo“ über die CDU auf Twitter anschrieb, stand dort: „Du hast Kritikpunkte benannt, die berechtigt sind.“ Aber nicht nur der selbst jugendliche Ziemiak, auch einer seiner Vorgänger, der frühere Generalsekretär Ruprecht Polenz aus dem Jahrgang 1946, zögerte nicht, Rezo auf Facebook ganz informell anzuschreiben: „Lieber Rezo“, stand dort. Und, später: „Jetzt habe ich Dich die ganze Zeit geduzt. Ich hoffe, ich durfte das.“ In beiden Fällen hatte das Duzen etwas betont Kumpeliges, es schien eine Reaktion zu sein auf die Weise, wie Rezo und andere Youtuber sich im Internet präsentieren: als jugendliche Leute von nebenan, als authentische Stimme des digitalen Volkes.
Bei Rezo und anderen bekannten Youtubern hat diese Unterstellung freilich wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Nicht nur ist Rezo kein Nachbarsjunge, sondern ein 26 Jahre alter Mann. Und er ist ein Unternehmer, der nicht tagelang allein über der Recherche brütete, um CDU, CSU und SPD der „Inkompetenz“ zu überführen, sondern einen Mitarbeiter damit beauftragte*. Es war für Rezo ein unternehmerisches Risiko: Würde er die Kosten eines solchen politischen Videos anderswo wieder erwirtschaften können?* Nach seinen Angaben waren mehrere hundert Arbeitsstunden notwendig, entsprechend können die Kosten bei etlichen tausend Euro gelegen haben. Rezo hat einen Produktionsleiter, einen Manager und einen Fanshop. Das haben Nachbarsjungen üblicherweise nicht, ebensowenig haben sie eine Regulierungsbehörde, die sich mit ihnen beschäftigt.
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