Anna Vollmer, Volontärin der F.A.Z., mit der Corona-Warn-App der Bundesregierung Bild: Lando Hass
Auf den ersten Blick ist sie ein Erfolg: Die Corona-App könnte vor allem den überlasteten Gesundheitsämtern helfen. Sie gibt aber nicht einmal acht Prozent des nachgewiesenen Infektionsgeschehens wieder.
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Als die Bundesregierung im Juni mehrere ihrer Minister in eine Pressekonferenz schickte, um die neue Corona-Warn-App vorzustellen, zog Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) eine Parallele zur ersten Mondlandung. Braun sagte, das Herunterladen der App sei ein kleiner Schritt für jeden Einzelnen. „Aber ein großer Schritt für die Pandemiebekämpfung.“ Vier Monate später ist zwar klar, dass viele Deutsche die kleinen Schritte gegangen sind. Doch von dem „großen Schritt“ gegen das Virus ist nicht viel zu spüren. Darum machte Braun in dieser Woche abermals Werbung für die App. Am Dienstag sagte er in Berlin: „Da, wo die Gesundheitsämter in den Hotspots mit der Kontaktnachverfolgung nicht mehr hinterherkommen, ist die Corona-Warn-App das einzige Instrument, was einen noch auf Corona-Kontakte hinweist.“ Und er fügte hinzu: „Daher ist jetzt für alle, die sie noch nicht nutzen, ein guter Zeitpunkt, die App zu laden und im Hintergrund laufen zu lassen.“

Redakteur in der Politik.
Auf den ersten Blick ist die Warn-App in der Tat ein Erfolg. Bis Mitte Oktober verzeichnete das Robert-Koch-Institut, das die App offiziell herausgibt, ganze 19,3 Millionen Downloads. Etwas mehr als zehn Millionen Nutzer eines Android-Smartphones haben die Anwendung demnach auf ihr Gerät geladen, hinzu kommen knapp neun Millionen Nutzer von Apple-Geräten. Die Zahlen sagen allerdings nichts darüber aus, wie viele Personen die App möglicherweise wieder gelöscht haben. Einige dürften es ganz sicher sein, schließlich krankte die Anwendung zu Beginn an skurrilen Fehlermeldungen und teils hohem Batterieverbrauch. Doch nun, da die zweite Welle der Corona-Infektionen bereits begonnen hat, zeigt sich, dass die App bei der Nachverfolgung von Kontakten nicht den Nutzen bringt, den manche sich erhofft hatten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hielt die Anwendung kürzlich gar für praktisch wirkungslos. „Die App ist leider bisher ein zahnloser Tiger. Sie hat kaum eine warnende Wirkung“, sagte der CSU-Chef den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
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