https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wie-kann-die-abi-pruefung-vergleichbarer-werden-18656127.html

Umgestaltung der Oberstufe : Wie kann die Abi-Prüfung vergleichbarer werden?

In einem Rostocker Gymnasium bereiten sich Abiturienten am 20. April 2018 in der Aula auf den Beginn der schriftlichen Englisch-Prüfung vor. Bild: dpa

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Numerus Clausus müssen die Kultusminister handeln und für mehr Vergleichbarkeit beim Abitur sorgen. Die Ideen der Lehrerverbände für Reformen liegen weit auseinander.

          2 Min.

          Über die Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe und des Abiturs gibt es Streit zwischen verschiedenen Lehrerverbänden. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Numerus clausus in Medizin ist die Kultusministerkonferenz (KMK) gezwungen, für mehr Vergleichbarkeit beim Abitur zu sorgen. Konkret ist eine Überarbeitung der Oberstufenvereinbarung nötig. Mitte März will die KMK entscheiden. In dieser Woche werden die Amtschefs wieder dazu tagen.

          Heike Schmoll
          Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

          In einer „Potsdamer Erklärung“ schlug am Freitag ein Bündnis verschiedener Organisationen von Schulpraktikern sowie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine flexibilisierte Oberstufe mit veränderten Prüfungsformaten vor. Nach ihrem Willen sollen auch Kolloquien, E-Portfolios, Multimediapräsentationen oder Forschungsberichte fachbezogen oder überfachlich, allein oder gemeinsam mit Mitschülern erbracht werden können. Entsprechende Formate sollten während der Einführungs- und Qualifikationsphase sowie in der Prüfung selbst festgelegt und abgesichert werden.

          Schulpraktiker wollen Wettbewerb um die besten Ideen

          Die Schulpraktiker fordern mehr individuelle Bildungswege, sprechen sich für die Möglichkeit einer Schulzeitstreckung oder Verkürzung sowohl in der Einführungs- als auch in der Qualifikationsphase zum Abitur aus. Sie fordern die Anerkennung außerschulisch erbrachter Leistungen nach klaren Kriterien (zertifizierte Fremd- und Herkunftssprachen, Frühstudium, digitale Angebote internationaler Universitäten), die Wiederholbarkeit einzelner Kurse sowie die Möglichkeit, die Prüfungsleistungen als additives Abitur aufzuteilen. Erreicht werden soll so angeblich mehr Bildungsgerechtigkeit.

          Zu den Kernforderungen gehört auch eine sogenannte Innovationsklausel, um rasch auf den Wandel von Gesellschaft, Arbeitswelt und Digitalisierung reagieren zu können. Die Innovationsklausel müsse deutlich über den Schulversuch hinausgehen, weil damit immer nur einzelne Modellschulen Freiheiten haben. Nur so sei ein „Wettbewerb der besten Ideen zur Gestaltung der Schule der Zukunft“ möglich, heißt es in der Erklärung.

          Der Schulausschuss der KMK arbeitet daran, eine genaue Zahl verpflichtend zu belegender und in der Gesamtqualifikation einzubringender Fächer samt Gewichtung festzulegen. Der Deutsche Philologenverband, der das Vorhaben, für mehr Vergleichbarkeit zu sorgen, ausdrücklich unterstützt, will vor allem für eine vertiefte Allgemeinbildung, Studierfähigkeit und Wissenschaftspropädeutik sorgen. Er fordert zwei bis drei Leistungskurse oder Kurse auf erhöhtem Anspruchsniveau, die Einbringung von 36 bis 40 Kursen (bisher sind es 32-40) und eine Wertung der Klausuren von 50 Prozent bei den Halbjahreszeugnissen.

          Grundkurse sollten in der Regel dreistündig unterrichtet werden. Die Studierfähigkeit in Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen soll besser gesichert und deshalb eine schlechtere Bewertung als fünf Punkte für diese Kurse ausgeschlossen werden. Außerdem sollten Ungleichheiten zwischen allgemeinen und beruflichen Gymnasien reduziert, am besten abgeschafft werden.

          Die Abiturprüfung soll nach den Vorstellungen des Philologenverbandes aus landes- und bundeszentralen Aufgaben gestaltet sein; bisher war es auch möglich, dass nur Landesaufgaben gewählt wurden. Der Verband spricht sich nun dafür aus, dass mindestens die Hälfte der Aufgaben aus dem Pool des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) stammen.

          Auch will er die Gesamtprüfungszeit in schriftlichen Fächern sowie die Mindest- und Maximalprüfungszeit festlegen. Die Forderungen stehen in scharfem Gegensatz zur „Potsdamer Erklärung“, dürften aber eher dem Arbeitsauftrag des Schulausschusses entsprechen.

          Weitere Themen

          Herter führt SPD übergangsweise

          Nordrhein-Westfalen : Herter führt SPD übergangsweise

          Nach dem Kutschaty-Rücktritt soll Marc Herter die SPD im Land kommissarisch führen. Ob Kutschaty auch den Fraktionsvorsitz abgibt, entscheidet sich am Dienstag.

          Topmeldungen

          SPD-Kandidat Mike Josef gibt seine Stimme für die Oberbürgermeisterwahl ab.

          OB-Wahl Frankfurt : Mike Josef (SPD) gewinnt knapp in Frankfurt

          Frankfurt wird weiterhin von einem Sozialdemokraten regiert: Mike Josef hat die Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters gegen den CDU-Kandidaten Uwe Becker mit wenigen Tausend Stimmen Vorsprung gewonnen.
          Nach außen hin einträchtig: Der belarussische Diktator Alexandr Lukaschenko und Russlands Präsident Wladimir Putin

          Atomwaffen in Belarus : Putins jüngster Einschüchterungsversuch

          Russlands Drohungen mit Nuklearschlägen verfangen nicht wie gewünscht. Jetzt soll es die Ankündigung richten, taktische Nuklearwaffen in Belarus zu stationieren. Fachleute ziehen den militärischen Nutzen aber in Zweifel.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.