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Russlanddeutsche : Ein Stempel für das ganze Leben

Drei Generationen von Russlanddeutschen: Erwin Vetter, Alexandra Dornhof und Albina Nazarenus-Vetter in der Siedlung Frankfurter Berg Bild: Samira Schulz

Millionen Russlanddeutsche kamen in den neunziger Jahren in die ­Bundesrepublik. Viele fühlen sich bis heute als Bürger zweiter Klasse – aber die junge Generation entwickelt ein neues Selbstbewusstsein.

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          Als Erwin Vetter zum ersten Mal seine Heimat verlor, war er zehn Jahre alt. 1941 war das. Während die Nationalsozialisten Deutschland fest im Griff hatten, erklärte Stalin die deutschen Minderheiten in der ehemaligen Sowjetunion zu deren Kollaborateuren. Wen die Kugeln nicht trafen, der wurde per Dekret zwangsdeportiert, verhaftet oder arbeitete sich in einem der Straflager zu Tode. Die Familie von Erwin Vetter musste ihr Zuhause am Schwarzen Meer in der heutigen Ukraine verlassen und siedelte nach Kasachstan um. Der Vater überlebte die stalinistische Verfolgung nicht.

          Natalia Wenzel-Warkentin
          Redakteurin vom Dienst bei FAZ.NET.

          Doch Erwin Vetter hatte Glück. 1953, in dem Jahr, als Stalin starb, ergatterte er einen der raren Studienplätze. Vetter studierte Ma­thematik, wurde promoviert und lehrte später an den staatlichen Universitäten im ganzen Land. Zwölf Jahre lang war er Dekan der mathematischen Fakultät an der Kasachischen Staatsuniversität in Öskemen, der Hauptstadt Ostkasachstans. Bis die Einladung aus Deutschland eintraf: Erwin Vetter, seine Frau und die Kinder durften in die Bundesrepublik ausreisen.

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