Horst Seehofer Bild: Reuters
Horst Seehofer war selbstsicher in das Treffen der engeren CSU-Führung gegangen. Doch in dessen Verlauf wirkte er zunehmend angeschlagen. Kurz darauf kündigt er seinen Rückzug vom Parteivorsitz an – alles Weitere bleibt offen. Eine Rekonstruktion.
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Manches spricht dafür, dass Horst Seehofer sich den Verlauf des Treffens der engeren CSU-Führung am Sonntagnachmittag anders vorgestellt hatte, als es dann gekommen ist. Er schien gut gelaunt, als er gegen 15.20 Uhr bei herrlichem Herbstwetter die Landesleitung erreichte. „Wie geht es Ihnen?“, fragte ein Reporter. „Sehr gut“, antwortete Seehofer mit spitzbübischem Lächeln. Er erwarte „eine gute Sitzung“. Als dann nach und nach alle eingetröpfelt waren – Ministerpräsident Markus Söder, CSU-Generalsekretär Markus Blume, Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, die CSU-Bezirkschefs sowie die stellvertretenden Parteivorsitzenden, zu denen auch der frisch gekürte EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber gehört –, da begann Seehofer die Sitzung mit der Ansage, dies sei „kein Beschlussgremium“. Wie so oft bei Seehofer, so wurde auch dieser Satz unterschiedlich verstanden. Während ihn die einen auf den ersten Tagesordnungspunkt, Erstellung einer Liste für die Europawahl, bezogen, meinten andere, Seehofer habe damit sich selbst gemeint. Im Sinne von: Diese Runde könne gar nicht über seine Zukunft entscheiden.
Das Basteln an der Europaliste dauerte nach Angaben von Sitzungsteilnehmern bis gegen 18.45 Uhr. Dann folgte, womit Seehofer vermutlich versuchte, etwas Luft aus der Nachfolgefrage zu nehmen: eine persönliche Erklärung, die nach Wahrnehmung von Teilnehmern „etwas Unumstößliches“ hatte. 2019, sagte Seehofer, solle „das Jahr der Erneuerung“ in der CSU werden, er sei zum vorzeitigen Rückzug aus dem Parteivorsitz bereit. Das sei eine Frage von Wochen, nicht von Monaten. In den folgenden Tagen werde er dazu eine öffentliche Erklärung abgeben. Seehofer soll schon da von Januar als Zeitraum für einen Sonderparteitag zur Wahl eines neuen Parteichefs gesprochen haben; einen konkreten Termin fasste er jedoch nicht ins Auge. Man solle daraus jedenfalls „keine Satzungsfrage“ machen.
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