Höckes Spiel mit der Grausamkeit
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Im Fluss: Höcke auf einer Kundgebung im vorigen September im Chemnitz. Bild: dpa
In einem Buch gibt Björn Höcke Aufschluss über seine Weltsicht. Er nimmt die Worte nicht in den Mund, aber seine Phantasien über „frische Völker“ erinnern an die Abgründe „ethnischer Säuberungen“.
Kurz vor dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, am 30. Juli 2015, gab Peter Sloterdijk im Deutschlandfunk ein Interview, in dem er eine „wohltemperierte Grausamkeit“ zur Abwehr einer „völkerwanderungsartigen Verschiebung“ für nötig hielt. Das war ungewöhnlich, weil deutsche Intellektuelle damals in der Regel das Gegenteil, eine überschwängliche Willkommenskultur, pflegten. Der Philosoph stellte fest: „Die Europäer definieren sich selber als gutartig und nicht grausam, und es gibt aber auch eine entsprechende Publizistik, die erste Ansätze zu einer defensiveren oder grausameren Grundhaltung sofort als Zivilisationsschande höchster Größenordnung denunziert.“ Sloterdijk wurde deshalb, wie nicht anders zu erwarten, kritisiert; ihm wurde eine Nähe zur AfD vorgeworfen.
Zu Unrecht, denn der Zusammenhang deutet an, was Sloterdijk unter „wohltemperierter Grausamkeit“ verstand: „Man kann es machen, wie die Kanadier es tun oder die Australier es tun oder wie die Schweizer es tun, und dabei geht es jedes Mal darum, dass eine Nation, eine allzu attraktive Nation, ein Abwehrsystem aufrichtet, zu dessen Konstruktion so etwas wie eine wohltemperierte Grausamkeit vonnöten ist.“
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