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Kandidatur-Forderung : Führende AfD-Politiker wollen Höcke scheitern sehen

  • Aktualisiert am

Tut er’s oder tut er’s nicht? Björn Höcke soll sich nach dem Willen seiner Gegner für die Parteiführung zur Wahl stellen. Bild: dpa

Kandidaturen auf Bundesparteitagen ist er bisher immer ausgewichen. Nun rufen mehrere Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende den Führer des „Flügels“ auf, sich zu stellen.

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          In der AfD fordern führende Politiker der Strömung, die sich „bürgerlich-konservativ“ nennt, Björn Höcke in den Ring. Mehrere Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende rufen ihn auf, sich bei der nächsten Wahl des Bundesvorstands zu stellen. Höcke, der Vorsitzende der AfD in Thüringen, ist ein Führer des sogenannten „Flügels“, der vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft ist und beobachtet wird. Auf einem Treffen Anfang Juli hatte Höcke den AfD-Bundesvorstand attackiert und versprochen, er werde dafür sorgen, dass die nächste Parteiführung anders aussehen werde. Ob er selbst sich um ein Führungsamt bewerben wolle, verschwieg er.

          Mehrere AfD-Politiker aus Westdeutschland wollen ihn deshalb stellen. Zu ihnen gehören zwei stellvertretende Bundesvorsitzende sowie die Landesvorsitzenden von Hessen, Rheinland-Pfalz und Berlin. Sie hoffen, dass Höcke mit einer Bewerbung um ein Führungsamt in der Bundespartei scheitern werde, weil die ostdeutschen Landesverbände, in denen der „Flügel“ stark ist, nur wenig Parteitagsdelegierte stellen. Falls Höcke nicht antrete, stünde der angeblich so charismatische Führer als Duckmäuser da. Zu den Herausforderern gehören der Vorsitzende in Rheinland-Pfalz, Uwe Junge, sowie die beiden hessischen Landesvorsitzenden Robert Lambrou und Klaus Herrmann. Junge sagte, wenn jemand meine, nur er wisse, „wo es langgeht“, dann solle der auch „seinen Hut in den Ring werfen“. Höcke müsse jetzt den „Schneid“ haben, sich den Mitgliedern zu stellen. „Dann wäre das auch entschieden. Und ich bin mir sicher, er wird scheitern.“

          Herrmann, einer der beiden Landesvorsitzenden aus Hessen, stellte fest, mit seinen Attacken habe Höcke „die Machtfrage“ gestellt. Deshalb dürfe er sich auf dem Bundesparteitag im November nicht verstecken. Er müsse „den Mut haben, sich zu stellen“. Da Höcke behaupte, er könne es besser, dürfe er sich nicht nur um eine nachgeordnete Position bewerben. Es gehe um den Vorsitz. Auch Herrmanns Mitvorsitzender Lambrou verlangte, Höcke müsse die Courage haben, „als Bundesvorsitzender zu kandidieren“.

          Aus dem Bundesvorstand schlossen sich die stellvertretenden Vorsitzenden Kay Gottschalk und Georg Pazderski an. Beide werden vom Höcke-Lager als Feinde betrachtet, als Exponenten jenes angeblich korrumpierten Teils der AfD, den Höcke gelegentlich der politischen „Bettnässerei“ bezichtigt. Gottschalk sagte, Höcke habe mit seinem Auftritt beim Treffen des „Flügels“ klargemacht, dass er sich um ein Führungsamt bewerben wolle. „Und wenn er sagt, er will das tun, dann soll er das tun.“ Pazderski fügte hinzu: „Wer unzufrieden ist mit der Arbeit des Bundesvorstandes, soll antreten und es besser machen. Wir werden sehen, wer sich zur Wahl stellt.“

          Höcke ist Kandidaturen auf Bundesparteitagen bisher immer ausgewichen. Seine Freunde sagen, sie wüssten auch diesmal nicht, ob er antreten werde. Wenn er es tue, dann werde er aber eine zentrale Position anstreben. „Er hat ein Standing in der Partei, das ihm nicht erlaubt, nur so etwas wie ein Beisitzer zu sein“, heißt es. Er müsse Vorsitzender oder stellvertretender Vorsitzender werden „oder gar nichts“. Ein direkter Angriff auf die beiden Parteivorsitzenden Alexander Gauland und Jörg Meuthen gilt aber als unwahrscheinlich. Gauland hält engen Kontakt zum „Flügel“, und an Meuthen hat Höcke vor kurzem per SMS die Versicherung geschickt, er wolle ihn nicht verdrängen.

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