https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/weiberfastnacht-wir-feiern-heute-aus-prinzip-14052218.html

Weiberfastnacht : „Wir feiern heute aus Prinzip“

Unter massivem Polizeischutz: Karneval in Köln Bild: dpa

Die Weiberfastnacht wird unter hohen Sicherheitsvorkehrungen gefeiert - und mit einer kräftigen Portion Trotz. Die Mainzer lassen sich auch von einer Handgranaten-Attrappe nicht stören. In Köln ist die Stimmung auch am Hauptbahnhof ausgelassen.

          4 Min.

          Der Hauptbahnhof in Köln ist eigentlich ein Ort, den man schnell wieder verlässt. Das ist nicht erst seit der Silvesternacht so. Auch im Karneval zieht man weiter, in die Altstadt, zu den Ringen, an den Rhein. Aber heute ist es anders, Dutzende bleiben im Inneren des Bahnhofs stehen, aus kleinen Boxen schallt Musik. Ein Mann im Giraffen-Kostüm hält eine Kölsch-Dose in der Hand und singt „Kölsche Junge bütze joot, wie die Stars in Hollywood“, Männer aus Köln, so der Songtext der Band „De Räuber“, könnten besonders gut küssen. Die Stimmung in den kleinen Gruppen ist ausgelassen, fröhlich. „Wir feiern heute aus Prinzip Karneval“, sagt der Giraffen-Mann. „Und bleiben auch ein bisschen hier am Bahnhof, um das zu zeigen.“ Ein Zeichen setzen, darum geht es dieses Jahr an Weiberfastnacht in Köln nicht zuletzt.

          Timo Steppat
          Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.
          Peter Badenhop
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.
          Markus Schug
          Korrespondent Rhein-Main-Süd.

          Am Alten Markt neben dem historischen Kölner Rathaus ist eine Bühne aufgebaut. Bands wie „Die Höhner“ spielen ihre Karnevals-Klassiker. Um kurz nach elf beginnt der Countdown: 6, 5, 4, 3, 2, 1 - „Alaaf“ ruft der Moderator. Henriette Reker, die Kölner Oberbürgermeisterin tritt um 11.11 Uhr nach vorn. „Das ist ein Kessel der Fröhlichkeit“, sagt sie und eröffnet Weiberfastnacht in ihrer Stadt. Tolle, friedliche Tage sollten es werden, sagt Reker. Auf den überdachten Bühnen wird geschunkelt, der WDR überträgt live. Auf den Fernsehbildern sieht es aus wie immer: volle Ränge, fröhliche Menschen. Auf den Plätzen dahinter aber ist es deutlich leerer als in den Jahren zuvor. Das könnte an fünf Grad und anhaltendem Regen liegen. Aber sonst störte das eigentlich auch keinen.

          Mit Beginn der Weiberfastnacht fällt in Rheinland-Pfalz der Startschuss für den Straßenkarneval. In Mainz feiert eine als indische Göttin verkleidete Närrin den Beginn der fünften Jahreszeit. Bilderstrecke
          Straßenkarneval : Die Götter tanzen wieder

          Viele Touristen, die zum Karneval aus dem Ausland oder anderen Teilen Deutschlands an den Rhein kommen, haben ihre Reisen abgesagt, die Zimmer storniert. Die Ereignisse der Silvesternacht haben sie abgeschreckt. Ist die Stadt sicher? Kann mir das auch passieren? Nicht nur die Kölner haben sich das gefragt. Dabei sind es vor allem die Menschen von außerhalb, die in der Altstadt feiern, die die Kneipen im Zentrum bevölkern. Viele Kölner selbst bleiben an den Tagen vor Rosenmontag lieber in ihren Veedeln, schunkeln und tanzen in den Kneipen um die Ecke.

          Wo die Jecken fehlen, sind besonders viele Polizisten. 2500 Beamte sind an Weiberfastnacht unterwegs, drei Mal so viele wie im Vorjahr. In Gruppen ziehen die Bereitschaftspolizisten an den Feiernden vorbei. Sie schauen dieses Jahr etwas genauer hin. Gleich eingreifen, das hat die Polizei als Strategie ausgegeben. Die kalkulierte Eskalation, die den Karneval ausmacht, ist etwas stärker eingehegt als sonst. Ein junger Mann im Piloten-Outfit, der gegen Mittag schon zu viel getrunken hat, torkelt an der Zülpicher Straße herum und brüllt deutlich lauter als die anderen. Die Polizisten sprechen ihn an, begleiten ihn zu den Sanitätern. An anderer Stelle bildet sich ein kleiner Tumult, junge Männer, die als Swat-Spezialeinheit verkleidet sind stehen um eine Frau. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragen die Polizisten. „Können wir helfen?“ Die Frau ist zusammen mit dem Swat-Team hier, keine Sorge. „Aber vielen Dank, dass ihr aufpasst“, sagt sie angeheitert zu den Beamten. Kurz warten sie noch und ziehen weiter.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Till Lindemann im Juni 2022 in Düsseldorf

          Vorwürfe gegen Till Lindemann : Es ist höchste Zeit für MeToo im Rock

          Gegen den Sänger von Rammstein werden Vorwürfe sexueller Übergriffe laut. Höchste Zeit, sich die komplizierte Geschichte der Groupies genau anzuschauen – und aufzuhören, Frauen zu Opfern der eigenen Freizügigkeit zu erklären.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.