„Enrico“, der verhinderte König von Deutschland
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Extravaganter Adelsspross: Heinrich XIII. am Mittwoch bei seiner Verhaftung in Frankfurt Bild: dpa
In der Adelsfamilie Reuß hört Heinrich XIII. auf den Spitznamen „Enrico“. Mit ihr und mit den Behörden ist er in bittere Streitigkeiten verstrickt. Ein Großteil seines Vermögens soll für Prozesskosten draufgegangen sein.
Wer die Vorträge von Heinrich XIII. Prinz Reuß ansieht, die im Internet abrufbar sind, kann keinen Zweifel darüber haben, wie tief deren Urheber in antisemitische, staats- und demokratiefeindliche Vorstellungen verstrickt ist. Man wird annehmen dürfen, dass die näher und ferner verwandten übrigen Mitglieder der Familie Reuß darüber ähnlich schockiert waren, wie es der unbefangene Betrachter ist, als sie auf die seit 2019 kursierenden Aufnahmen aufmerksam gemacht wurden.
Die Familie war seit mehr als 800 Jahren in Thüringen angesiedelt, ursprünglich als Vögte von Plauen, die den ungewöhnlichen Aufstieg vom Ministerialen zum Reichsfürsten schafften. Das Ende der Monarchie traf sie 1918 als „Regierende“ (das hieß in Wahrheit eben nicht mehr regierende Fürsten) in zwei kleinen Teilstaaten des Deutschen Kaiserreichs. Heinrich XIII. wollte, wie nach seiner Festnahme am Mittwoch bekannt wurde, anscheinend noch höher greifen, und so etwas wie der König von Deutschland werden.
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