Fünf Weihnachtsmärkte in fünf Stunden
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Erste Station: Giffey eröffnet kurz nach vier Uhr nachmittags den Weihnachtsmarkt „Berliner Weihnachtszeit“ Bild: Omer Messinger
Franziska Giffey hechtet einen Abend lang von Bratwurstbude zu Glühweinstand. Unsere Autorin ist dabei. Und sieht die Deutschen und ihre Krisen.
Politiker haben jeden Tag viele Termine, aber fast nie fünfmal denselben. Doch genau so steht es am vergangenen Montag im Kalender von Franziska Giffey, der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin. Sie will Weihnachtsmärkte eröffnen, einen nachmittags um vier, einen um fünf, einen um sechs, einen um sieben und einen um halb neun. Das ist ungewöhnlich, etwa so, als würde der Bundeskanzler an einem Tag fünf Automobilzulieferer besuchen oder fünf Truppenstützpunkte. Ein Besuch reichte schon aus, um zu sagen: Ist mir wichtig. Fünf Besuche sagen: Ist mir ganz, ganz, ganz, ganz wichtig.
Auch mir sind die Weihnachtsmärkte plötzlich wichtig. Ich will Giffey begleiten. Schon klar, dass ihr Programm nicht fröhlich seliges Entzücken ist, sondern Wahlkampf. Aber eben Wahlkampf extrem, verdichtet wie Flocken in einem Schneeball. Außerdem glaube ich, dass Weihnachtsmärkte so funktionieren wie Christbaumkugeln, dass sie also nicht nur festlich glänzen, sondern die Welt um sie herum im Weitwinkel zeigen. Darum war es auch so schlimm, als die Märkte in der Pandemie ausfielen oder nur mit Maske und negativem Corona-Test betreten werden durften. Klar, gebrannte Mandeln und Kartoffelpuffer fehlten. Aber vor allem fehlte das warme Leuchten, in dem die Deutschen ihre Krisen, ihre Politiker und einander betrachten konnten. Jetzt ist es wieder da. Also mal sehen.
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