Wegen Waffenlieferungen : Die Evangelische Kirche überdenkt ihre Friedensethik
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Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, beim Eröffnungsgottesdienst in Magdeburg am Sonntag. Bild: dpa
In der Evangelischen Kirche wird um die Haltung zu deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine gerungen. Auch das Schwerpunktthema Klimaschutz beschäftigt die Synodalen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will ihre friedensethische Position überdenken. In dem geplanten Prozess ist offen, ob die bisher geltende Denkschrift von 2007 ersetzt, überarbeitet oder ergänzt wird. Der EKD-Synodale und Generalmajor Ruprecht von Butler äußerte auf der diesjährigen Synodentagung, die künftige Friedensethik müsse auch eine Haltung zur militärischen, auch nuklearen Abschreckung entwickeln.
In der Debatte wurde auch Kritik am EKD-Friedensbeauftragten und mitteldeutschen Bischof Friedrich Kramer laut, der deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnt. Der Berliner Bischof Christian Stäblein sagte, man könne nicht wie Kramer Solidarität mit der Ukraine bekunden und ihr dann zu gewaltfreiem Widerstand raten. Der Journalist Arnd Henze hielt Kramer vor, weniger eine pazifistische, sondern eine isolationistische Haltung zu vertreten, der es vor allem darum gehe, dass Deutschland nicht wieder schuldig werde. Die Lieferung von Flugabwehrwaffen sei ethisch geboten.
Kramer erwiderte, auch diese Waffen würden vorrangig zum Schutz anderer Waffen eingesetzt und verwies auf die Gefahr einer atomaren Eskalation. Der CDU-Abgeordnete Hermann Gröhe forderte die EKD auf, ihre Haltung gegenüber der Russischen Orthodoxen Kirche in der Vergangenheit aufzuarbeiten. Gröhe erinnerte an eine Reise zum Moskauer Patriarchen, auf der Mitglieder der EKD-Delegation intern gebeten worden seien, den vorangegangenen Besuch bei der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ nicht zu erwähnen.
Am Dienstag berieten die Synodalen über das Schwerpunktthema Klimaschutz, bei dem es auch um die Frage geht, welchen Beitrag die Kirche leisten kann, etwa beim eigenen Gebäudebestand. Auch ein Tempolimit für Mitarbeiter der Kirche ist im Gespräch. Auch das getrübte Verhältnis zum Vatikan war Thema auf der Synode. Der EKD-Rat berichtete von einem Besuch bei Ökumene-Kardinal Kurt Koch, bei dem dieser gesagt habe, die Ökumene sei „falsch abgebogen“. Die EKD zeigt sich „ernüchtert“ über das Treffen.