„Wir müssen im Herbst mit mehr Infektionen rechnen“
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Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn Bild: Stefan Finger
Der Virologe Hendrik Streeck, Professor an der Universität Bonn, fordert Corona-Eingreiftruppen und warnt vor künftigen Pandemien. An eine zweite Welle glaubt er nicht, dafür an eine kontinuierliche Welle, „die immer wieder hoch- und runtergeht“.
Herr Streeck, wann haben Sie das erste Mal verstanden, dass Covid-19 keine normale Grippe ist?
Das war am 21. Januar gegen Abend. Ich war in Brüssel, und mich erreichte die Nachricht, dass es den ersten Fall in Amerika gab – für mich die Erkenntnis, dass das Virus auch nach Deutschland kommen wird.
Das ist fünf Monate her. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Enorm viel. Es ist quasi eine Premiere, eine Pandemie so genau verfolgen zu können. Über bisherige Grippewellen hatten wir immer nur grobe statistische Daten. Jetzt ist es bildlich so gesprochen, als ob man dem Virus eine Kamera um den Hals gehängt hätte. Und eines sehen wir heute mehr denn je: dass man das Robert-Koch-Institut und die Weltgesundheitsorganisation WHO stärken muss. Es sollte ein Emergency Response Team der WHO geben. Eine Einheit, die weltweit Infektionen eindämmen kann. So etwas würde ich mir auch für Deutschland wünschen: eine Eingreiftruppe für Infektionskrankheiten. Einen Verband, der national agiert, nicht ausschließlich auf der Ebene der Länder. Es wäre sinnvoll, dies beim Robert-Koch-Institut anzudocken, eigenes Eingreifpersonal zu haben und auf das THW zurückgreifen zu können.
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