Der Mitarbeiter einer Corona-Testeinrichtung erklärt Schülern in Kelkheim, wie sie sich testen können. Bild: Lucas Bäuml
Wenn Kinder kaum geimpft sind, werden sich im Herbst viele mit Corona anstecken. Um Schulschließungen zu verhindern, müsste der Staat jetzt handeln.
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Oktober 2020: Die Lage scheint gut. Familienministerin Franziska Giffey und Gesundheitsminister Jens Spahn sagen, dass Schulen nicht noch einmal geschlossen werden sollten. Die Inzidenz liegt bei 34. „Kinder sind keine Infektionstreiber“, sagt Giffey. Im Frühjahr 2020 seien Schulschließungen richtig gewesen, aber heute nicht mehr, heute sei man schlauer. Es waren Sätze, die schlecht alterten. Acht Wochen später waren alle Schulen bundesweit geschlossen. Das Virus hatte sich so stark verbreitet, dass jeder Schulbesuch zur Gefahr wurde – wenn schon nicht für die Kinder selbst, so doch für ihre Eltern und Großeltern.
Juni 2021: Die Lage scheint gut. Die Hälfte der Erwachsenen ist mindestens einmal geimpft. Die Inzidenz liegt bei sechs. Auf den Schulhöfen braucht es vielerorts nicht einmal mehr Masken. Die Kultusminister empfehlen einen „uneingeschränkten Regelbetrieb“ für die Zeit nach den Sommerferien. Früher seien Schulschließungen richtig gewesen, aber heute nicht mehr, heute sei man schlauer. „Anders als bei den vorherigen Wellen hatten alle Lehrkräfte die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Wir haben eine umfangreiche Teststrategie an den Schulen. Das ist überhaupt kein Vergleich zu den vorherigen Wellen, das sind zwei ganz entscheidende Faktoren, die eine völlig andere Lage darstellen“, sagt die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, die brandenburgische Ministerin Britta Ernst von der SPD. Auch 2020 gab es gute Gründe für Optimismus, dann kam alles schlimmer als gedacht.
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