Systemversagen auf Kosten der Kleinsten
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Kinder, die chronisch oder schwerwiegend erkrankt sind, rechnen sich im deutschen Gesundheitssystem nicht für Krankenhäuser. Das hat schwerwiegende Konsequenzen. Bild: dpa
In Hessen wird von einem „Notstand“ in den Kinderkliniken gesprochen, weil die Kapazitäten in den Krankenhäusern nicht mehr ausreichen. Das Problem ist tief verwurzelt – nicht nur in Hessen.
In dichtversorgten Gebieten wie zwischen Frankfurt und Darmstadt oder jenen rund um Wiesbaden, Marburg und Kassel sind derlei Geschichten kaum zu glauben. Aber immer mehr Eltern berichten von vergeblichen Versuchen, ein Bett in einer hessischen Kinderklinik zu bekommen, wenn ihr Kind einen Krampfanfall erleidet, wenn ein Diabetes entgleist oder sich ein chronisches Leiden akut verschlechtert. Immer häufiger bekommen sie dann zu hören: „Wir sind leider zu, wir nehmen niemanden mehr auf.“ Krankenwagen mit Kindern an Bord werden so von einer zur anderen Klinik geschickt – oft kilometerweit. „Tourismus der Intensivpatienten“ nennt das ein Kinderarzt.
Haben Kliniken zu wenig Personal zur Verfügung oder sind alle verfügbaren Betten belegt, können sie sich in einem System, das sich „webbasierter Interdisziplinärer Versorgungsnachweis“ (Ivena) nennt, abmelden. Dann leuchten die Kliniken im System rot und sind für Krankenwagen nicht mehr verfügbar. Früher kam es vor, dass mal das eine oder andere Krankenhaus abgemeldet war. Wenn gerader im Winter Infekte bei Kindern besonders häufig auftreten und Lungenentzündungen oder schwere Magen-Darm-Erkrankungen die Folge sind, ist an manchen Tagen mittlerweile Rot die häufigste Farbe im System.
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