Der Statthalter des IS
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Abu Walaa unterhält sich durch die Sicherheitsglasscheibe mit einem seiner Verteidiger Bild: Daniel Pilar
Wenn an diesem Mittwoch das Urteil gegen den „Prediger ohne Gesicht“ gesprochen wird, endet mehr als ein Strafprozess. Für die Anklage steht fest: Abu Walaa war die zentrale Figur eines Netzwerks, das junge Dschihadisten für den „Islamischen Staat“ rekrutierte.
Der Eifer ist noch da. Jedes Wort saugt Ahmad A. auf, das da jenseits der dicken Glasscheibe gesprochen wird. Manchmal hüpfen die dunklen Augen hin und her, wenn eine Bewegung im Saal seine Aufmerksamkeit fängt. Im Mienenspiel von Ahmad Abdulaziz Abdullah A. findet der Prozess auf eigene Weise statt. Wenn seine Verteidiger einen guten Punkt machen: Jubel in den Augen. Wenn ein Zeuge das Falsche sagt: theatralische Empörung.
Seit bald dreieinhalb Jahren sind die Stunden, die Ahmad A. jeden Dienstag und Mittwoch in dem schmalen Glaskasten der Anklagebank des Oberlandesgerichts Celle verbringt, sein wesentlicher Kontakt zur Außenwelt. Wobei „Außenwelt“ ein großes Wort ist für den engen Hochsicherheitssaal, der irgendwann zu Zeiten der RAF in den Neorenaissance-Bau gezwängt worden sein muss. Eine niedrig hängende Lamellendecke mit Neonlicht, drei flache Fensterspalte, durch die kaum Tageslicht fällt. Zwischen der grauen Kunststoffverkleidung erinnert nur etwas Holzfurnier daran, dass man sich hier in einem Gerichtssaal befindet.
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