
Was wir im Sommer tun, kann uns den Herbst kosten
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Voller Strand auf Mallorca am 9. Juli 2021 Bild: dpa
Es ist ein moralisches Dilemma: Die Deutschen haben genug von der Pandemie und betulichen Warnungen – trotzdem sollte jeder im Urlaub auf sein inneres Ministerium hören.
Vor den Sommerferien stehen viele Bürger vor einem moralischen Dilemma. Sie müssen nicht nur die Frage entscheiden, ob Halbpension in Griechenland ausreicht, weil das Frühstücksbuffet immer so reichhaltig ist, sondern auch, ob beim Sommerurlaub ein gesamtgesellschaftlicher Schaden mitbedacht werden muss; ob im Herbst Menschen sterben, weil Familie Weber zwei Wochen im azurblauen Mittelmeer gebadet hat.
Das Dilemma entsteht, weil wir die Pandemie leid sind und uns nach Freiheit sehnen, andererseits nicht schuld sein wollen, dass Leute krank werden. Das kann mürrisch machen, solange der Zwiespalt in uns selbst tobt, und wütend, sobald jemand von außen zur Vorsicht mahnt. In dieser Lage stellen viele Politiker ihre Enthaltsamkeitsethik eine Weile zurück. Verbringen die Deutschen ihren Sommer dann so, als gebe es keine Pandemie, ist das Dilemma aber nicht verschwunden. Die Mahnung zur Vorsicht bleibt trotzdem richtig. Wir können uns die Welt nicht machen, wie sie uns gefällt.
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