Ukraine-Treffen in Ramstein : Austin will „Himmel und Erde“ in Bewegung setzen
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Amerikas Verteidigungsminister Lloyd Austin (2. v.l.) am Dienstag in Ramstein, rechts im Bild der ukrainische Verteidigungsminister. Bild: EPA
Amerikas Verteidigungsminister Austin äußert sich zuversichtlich, dass die russische Offensive im Donbass aufgehalten werden kann. Deutschland kündigt an, schwere Waffen zu liefern.
Der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd James Austin hat sich zum Beginn eines Treffens von mehr als 40 Staaten in Deutschland zuversichtlich gezeigt, dass die Ukraine den russischen Überfall stoppen könne. „Die Ukraine glaubt, sie kann gewinnen“, sagte Austin im Offiziersklub der amerikanischen Luftwaffenbasis im Ramstein. Und das treffe auf jeden der dort Anwesenden zu.
Möglich geworden sei die Zusammenkunft durch die Courage der Ukrainer, die sich gegen den Überfall der Russen zu Wehr setzten. Austin stellte dabei den Abwehrkampf der Ukraine in Bezug zu zwei Schlachten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Schlacht um Iwo Jima im Pazifik habe 36 Tage gedauert, die Ardennenoffensive an der Westfront in Europa 40 Tage. Die Ukrainer indessen kämpften nun schon 62 Tage. Ihr Widerstand sei eine Inspiration für die gesamte freie Welt, die geschlossen hinter dem Land stehe. Man werde „Himmel und Erde“ in Bewegung setzen, um die Bedürfnisse der Ukrainer zu erfüllen. Es bleibe noch viel mehr zu tun.
Zum Treffen der „Ukraine Defense Consultative Group“ hat das Pentagon zahlreiche Verteidigungsminister und Militär-Stabschefs der NATO und weiterer Unterstützerstaaten eingeladen, darunter auch Finnland, Israel und Japan. Einige von ihnen waren per Video zugeschaltet. Auch der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow ist aus Kiew angereist. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nimmt nicht teil, es handelt sich aber auch um keine Veranstaltung des Bündnisses. An seiner Stelle ist einer der beigeordneten Generalsekretäre der Allianz vor Ort.
Nach der Begrüßung Austins sollten zunächst Resnikow und die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Vormittag zu den Anwesenden sprechen. Gemäß des vorab vom Verteidigungsministerium versandten Redemanuskripts wollte Lambrecht ankündigen, dass Deutschland die Lieferung von Flugabwehrpanzern des Typs Gepard ermöglichen will. Die Entscheidung sei bereits am Montag von der Bundesregierung getroffen worden, heißt es demnach.
Deutschland sei zudem bereit, die Ausbildung ukrainischer Soldaten zu intensivieren. So sollten ukrainische Soldaten in Deutschland von deutscher wie von amerikanischer Seite in der Handhabung von Artilleriesystemen geschult werden. Ein weiteres Ausbildungsprojekt soll gemeinsam mit den Niederlanden aufgesetzt werden. In dem Fall geht es um den Umgang mit Panzerhaubitzen, für die auch Munition geliefert werden soll. Alle wüssten, dass „Artillerie ein wesentlicher Faktor“ im Krieg zwischen der Ukraine und Russland sei, so Lambrecht. Zudem seien Lieferungen mit osteuropäischen Staaten im Ringtausch-Verfahren vereinbart worden. „Sie geben Gerät aus sowjetischer Produktion an die Ukraine und wir füllen diese Lücken auf“, so Lambrecht laut Manuskript. Die Fabrikate osteuropäischer Staaten aus sowjetischer Produktion gelten kurzfristig als besonders effizient, weil ukrainische Soldaten mit ihnen vertraut sind und sie an ihnen nicht mehr ausgebildet werden müssen.
Weitere Ankündigungen neuer Waffenlieferungen an die Ukraine gab es in Ramstein am Dienstagvormittag zunächst nicht. Austin sagte, bislang sei der Ukraine von über 30 Staaten militärisches Material im Wert von fünf Milliarden Dollar geliefert worden. Den Anteil der Vereinigten Staaten bezifferte er auf 3,7 Milliarden Dollar.
Das Gelände auf der Luftwaffenbasis war schwer gesichert. Die Zufahrt zum Offizersklub sicherte ein Humvee mit schwerem Maschinengewehr, an Straßensperren und auf dem Gelände überwachten Soldaten mit Sturmgewehren den Verkehr. Auch Spürhunde waren im Einsatz. Über die Ergebnisse des Treffens soll die Öffentlichkeit am Nachmittag von 16 Uhr an informiert werden.