
Die AfD im Osten : Die ganze Wahrheit
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Noch stärkste Umfragepartei: Andreas Kalbitz (l), Landesvorsitzender der Brandenburger AfD, dankt Alexander Gauland, dem AfD-Bundesvorsitzenden, für seine Rede auf der Mitgliederversammlung der Brandenburger AfD. Bild: dpa
Auch in Brandenburg rangiert die AfD in Meinungsumfragen vor Union und SPD. Doch nicht, weil die „Alternative“ so stark wäre. Die anderen sind so schwach.
Wenn an diesem Sonntag in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt würde, hätte die AfD wohl gute Aussichten, stärkste Partei zu werden. So ist die jedenfalls die jüngste Meinungsumfrage zu lesen. Doch diese Lesart ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Denn verglichen mit den Umfragen im Jahr 2018 ist der Zuspruch zur AfD nicht stärker geworden, sondern tendenziell schwächer. Wenn sie trotzdem die Aussicht auf die Oppositionsführerschaft hat, dann deswegen, weil es um die beiden Regierungsparteien denkbar schlecht steht. Die SPD und auch die Linkspartei würden in Brandenburg derzeit so schlecht abschneiden wie noch nie in der Geschichte des Landes.
Ein ähnliches Schicksal drohte der CDU. Das aber kann nur heißen: Das Vertrauen in die Politiker und die Kompetenzen der Parteien, die in Brandenburg seit 30 Jahren den Ton angeben, ist nachgerade erodiert. Doch auch das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Denn nicht nur die AfD profitiert von dem Wunsch nach einem radikalen Elitenwechsel.
Auch in Brandenburg richten sich die Blicke mittlerweile auf die seit 1994 regierungsunerfahrenen Grünen. Ob sie – wie es das Meinungsbild knapp drei Monate vor der Landtagswahl nahelegt – ihren Stimmenanteil gegenüber der Wahl vor fünf Jahren womöglich verdreifachen könnte, ist nicht gewiss. Doch sollte man nicht ausschließen, dass die Grünen am 1. September auch in Brandenburg stärker werden könnten als die Linkspartei und die CDU, vielleicht sogar als die SPD und - so viel Kühnheit sei erlaubt - selbst als die AfD.