Terrormiliz : Mutmaßliches IS-Mitglied in Dinslaken festgenommen
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Brennpunkt der Salafistenszene: „Allahu Akbar ihr Ungläubigen“ stand auf diesem Kiosk in Dinslaken (Foto vom Februar 2014). Bild: Schoepal, Edgar
In Nordrhein-Westfalen hat die Polizei einen 24-Jährigen festgenommen, der dem „Islamischen Staat“ angehören soll. Nach Informationen von FAZ.NET handelt es sich um den Cousin des Dschihadisten Philip B., der im vergangenen Jahr im Irak als Selbstmordattentäter starb.
In Dinslaken in Nordrhein-Westfalen ist ein mutmaßliches Mitglied der Terrormiliz „Islamischer Staat“ festgenommen worden. Der 24 Jahre alte Nils D. soll im Oktober 2013 nach Syrien gereist sein und sich dort der Terrorgruppe angeschlossen haben, teilte der Generalbundesanwalt am Abend mit.

Korrespondent für die arabischen Länder mit Sitz in Beirut.
Nach Informationen von FAZ.NET ist der Festgenommene der Cousin des Dinslakener Dschihadisten Philip B.. Dieser hatte die Aufmerksamkeit auf die Dinslakener Extremistenzelle gelenkt, als er sich im Dezember 2013 in einem Propagandavideo aus Syrien meldete. Im August 2014 wurde sein Tod als Selbstmordattentäter verkündet. In einer Erklärung hieß es damals, ein Kämpfer mit dem Namen Abu Usama al Almani (Philip B.s Kampfname) habe am 5. August 2014 im Irak einen feindlichen Stützpunkt mit einem mit Sprengstoff präparierten Lastwagen angegriffen, zwanzig Kurden habe er mit in den Tod gerissen.
Sein Cousin Nils D. hielt sich nach Angaben von Ermittlern länger als ein Jahr in Syrien auf. Im November soll er nach Deutschland zurückgekehrt sein. Nach Angaben von Ermittlern nutzte er dafür einen Fernbus aus der Türkei. Die deutschen Behörden hätten einen Hinweis aus Bulgarien erhalten, weil D. international zur Fahndung ausgeschrieben gewesen sei. Von einer Festnahme in Deutschland war offenbar abgesehen worden. Dem Vernehmen nach wurde Nils D. aber überwacht.
Auf seinem Facebook-Profil finden sich Verbindungen zu einschlägigen Islamistenorganisationen, die unter Terrorfahndern als Reisebüros und Rekrutierungsstellen für salafistische Syrien-Kämpfer gelten. Auch zu einer Organisation zur Betreuung islamistischer Häftlinge, die mit den Führern der 2012 verbotenen Organisation Millatu Ibrahim verbunden ist: dem früheren Rap-Musiker Denis Cuspert und dem Hassprediger Mohammed Mahmoud. Beide sind Stars der deutschen Dschihadisten-Szene, haben sich dem IS angeschlossen und werden in Syrien vermutet. Mahmoud soll sich in Syrien aufhalten. Im vergangenen November war er nach FAZ-NET-Informationen in der IS-Hochburg Raqqa als „Logistiker“ aktiv.
Etwa zwei Dutzend junger Männer waren im Jahr 2013 in zwei Wellen unter den Augen der Behörden aus Dinslaken in den Dschihad nach Syrien gereist. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte Dinslaken im Frühjahr 2014 als Brennpunkt der Salafistenszene bezeichnet.
Der Staatsanwaltschaft zufolge wurde Nils D. nun von einem Spezialeinsatzkommando der nordrhein-westfälischen Polizei festgenommen. Zudem wurde seine Wohnung in Dinslaken durchsucht. Bislang gebe es keine Anhaltspunkte für konkrete Anschlagspläne oder -vorbereitungen und auch keinen Zusammenhang zu den Terroranschlägen in Frankreich, teilte die Bundesanwaltschaft mit.
Der Beschuldigte soll am Sonntag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der ihm den Haftbefehl eröffnen und über den Vollzug der Untersuchungshaft entscheiden wird. Mit den weiteren Ermittlungen ist das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen beauftragt.