Synodaler Weg in Frankfurt : Überschattet von Kritik aus Köln
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Teilnehmer des Synodalen Wegs bei der ersten Synodalversammlung Ende Januar 2020 in Frankfurt Bild: EPA
Die Versammlung des „Synodalen Wegs“ in Frankfurt endet mit einer positiven Bilanz. Aber ein Kardinal kritisiert die Veranstaltung. Ihn erinnere das an ein „protestantisches Kirchenparlament“.
Das Präsidium des „Synodalen Wegs“ hat am Samstag zum Abschluss der ersten Plenarversammlung eine rundweg positive Bilanz dieses der Form wie dem Inhalt nach weltweit einmaligen Ereignisses gezogen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, sprach von den 230 Mitgliedern der Synodalversammlung als einem „großen positiven Querschnitt durch die katholische Kirche in Deutschland“. Der „Geist des Miteinanders“ und die Bereitschaft, öffentlich nach Wegen und zu suchen, wie die Kirche an Glaubwürdigkeit gewinnen können, stimme ihn für die weiteren Beratungen sehr zuversichtlich. Für die Angemessenheit dieses Weges nahm Marx auch die Autorität von Papst Franziskus in Anspruch. Was der Papst den Katholiken in Deutschland im Blick auf diese Veranstaltung geschrieben habe, sei aufgegriffen worden, vor allem seine Ermahnung zu freimütiger Rede.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sekundierte mit der Feststellung, in den Debatten über so heikle Themen wie Sexualmoral, priesterliche Lebensform, die Rolle von Frauen in der Kirche sowie Macht und Partizipation zeige sich ein „neues, zeitgerechteres Bild von Kirche“. Männer und Frauen diskutierten in einem ganz offenen Geist über alle Gruppen hinweg. Niemand spreche einem anderen die Frömmigkeit ab, so Sternberg. Hätten sich noch in den neunziger Jahren etwa gleich starke Gruppen von Konservativen und Progressiven in der katholischen Kirche gegenübergestanden, so zeigten die Abstimmungsergebnisse der zurückliegenden zwei Tage, dass zwischen 80 und 90 Prozent der Mitglieder der Plenarversammlung nach Möglichkeiten suchten, die Kirche so zu reformieren, dass der Glaube durch sie nicht verdunkelt werde.
Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees Karin Kortmann und der dienstälteste Ortsbischof in Deutschland, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, setzten ähnliche Akzente. Bode bezeichnete den „Synodalen Weg“ als eine großartige Zukunftswerkstatt der Kirche, in der man generationenübergreifend miteinander ins Gespräch gekommen sei, Kortmann sprach von einem „hierarchiefreien Raum“ und lobte die Beachtung des Prinzips der Geschlechtergerechtigkeit.
Überschattet wurde diese Schlussbilanz indes durch Äußerungen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki. Dieser hatte sich am Samstagvormittag außerhalb des Plenums darüber mokiert, dass man es bei der Synodalversammlung mit einer Art „protestantischem Kirchenparlament“ zu tun habe. Außerdem, so Woelki in seinem „Domradio“, habe nicht jede Meinung Gehör gefunden.
Die vier Mitglieder des Präsidiums wiesen die Unterstellung, es seien Meinungen unterdrückt worden, vehement zurück. An keiner Stelle seien Statut oder Geschäftsordnung missachtet worden, so Marx. Karin Kortmann wies darauf hin, dass das Statut und damit auch die Zusammensetzung und die Arbeitsweise von Plenum und einzelnen Foren von Bischofskonferenz und Zentralkomitee einmütig beschlossen worden sei und nachträglich nicht mehr auf Wunsch Einzelner hätten geändert werden können.
Marx verwahrte sich im Übrigen auch gegen die antiökumenische Spitze der Woelkischen Wortwahl. Ihm komme es merkwürdig vor, dass „protestantisch“ ein Schimpfwort sein solle, so der Erzbischof von München und Freising.
Den ökumenischen und internationalen Charakter der Synodalen Wegs hatten während der zweitägigen Veranstaltung annähernd zwanzig Beobachter aus den Kirchen benachbarter Länder sowie Kirchen anderer Konfession verkörpert. Der von der Französischen Bischofskonferenz als Beobachter entsandte Bischof von Saint-Dié, Didier Berthet, sprach für viele, als er seinen Eindruck der Beratungen in die Worte fasste, „schon dieses Ereignis ist ein Ergebnis“.