Wen die „Querdenker“ wählen – und wer sie sind
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Ein Protestkessel Buntes: „Querdenken“-Demonstration gegen Coronamaßnahmen Ende Mai in Cannstadt Bild: Philipp von Ditfurth
Wissenschaftler der Universität Basel haben mehr als 1000 „Querdenker“ nach ihren politischen Einstellungen befragt. Die erste Studie zu den Corona-Protesten zeigt Erstaunliches. Wächst hier ein Problem für die Grünen heran?
Schon kurz nach der Gründung der Querdenker-Bewegung in Stuttgart war klar: Es war etwas Neuartiges entstanden. Bilder von Mahatma Gandhi und Reichskriegsflaggen hatte man selten auf einer Demonstration zusammen gesehen. Dass Grüne mit einer Neigung zu Globuli und Alternativmedizin die Anwesenheit von Reichsbürgern dulden, ebenfalls nicht. Viel wurde spekuliert über den Charakter der neuen Bewegung gegen die Corona-Maßnahmen, aus Mangel an Empirie mussten pauschale historische Erklärungen herhalten, mal der Pietismus, mal die Reichsferne Württembergs im 19. Jahrhundert. Belege gibt es für solche historischen Kontinuitätskonstruktionen nicht, zum Verständnis tragen sie wenig bei.
Anders verhält es sich mit einer aktuellen Studie zur „Politischen Soziologie der Corona-Proteste“, verfasst von dem Basler Soziologen Oliver Nachtwey und seinen Kollegen Nadine Frei und Robert Schäfer. Die Untersuchung beruht auf Befragungen in Querdenker-Telegram-Gruppen; die Wissenschaftler werteten 1150 Fragebögen aus, die sie an Mitglieder der Querdenken-Telegram-Gruppen versandt hatten. Repräsentativ ist die Studie nicht. Außerdem interviewten sie Demonstrationsteilnehmer und machten auf verschiedenen Demonstrationen ethnographische Beobachtungen.
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