Diskussionsreihe zum Mauerfall : Vornehmes Gedenken
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Lädt zur Diskussion: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Bild: dpa
Bundespräsident Steinmeier will mit einer Diskussionsreihe an den Mauerfall erinnern. Eröffnet wird die Reihe im Schloss Bellevue am 13. August, dem Jahrestag des Mauerbaus. Über handverlesenes Publikum, Überraschungen und den Gastgeber aus dem Westen.
Frank-Walter Steinmeier ist ein Wessi. 1956 wurde er im nordrheinwestfälischen Brakelsiek, Kreis Lippe, geboren. Seine Vorfahren waren Landwirte in der Region. Immerhin: Seine Mutter stammt aus Breslau, wodurch eine östliche Komponente entstanden ist. Er stieg auf in Westdeutschland, bis zum Chef des Kanzleramtes in Bonn. Der Bundespräsident ist ebenso westdeutsch sozialisiert, wie sein Vorgänger Joachim Gauck ein Ostdeutscher ist.
Aber damit soll es auch genug sein der herkunftsbedingten Vorfestlegungen. Denn ebenso wie Gauck nicht nur Ost-, sondern auch Norddeutscher ist und gesamtdeutscher Präsident war, ist der 63 Jahre alte Steinmeier in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten von seinem Lebensmittelpunkt Berlin aus intensiv in Berührung gekommen mit Ostdeutschland. Als Bundestagsabgeordneter hatte er seinen Wahlkreis in Brandenburg an der Havel. Als Außenminister waren zwar seine Möglichkeiten endlich, sich im Wahlkreis blicken zu lassen, aber zwischen den Reisen nach Moskau, Washington oder Peking gab er sich Mühe, gelegentlich an der Parteibasis vorbeizuschauen. Dort wurde er als Stimmenmagnet geschätzt.
Dieser Bundespräsidenten will drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall an diesen erinnern. Nun wird seit 1990 alljährlich des historischen Ereignisses gedacht. Auch als Präsident ist Steinmeier in dieser Disziplin nicht zum ersten Mal am Start. Als er am 3. Oktober 2017 zum Tag der Deutschen Einheit sprach, sagte er: „Ostdeutsche haben nach der Wiedervereinigung Brüche erlebt, die meine Generation im Westen nie kannte.“ Er erinnerte damals daran, dass mancher Ostdeutsche die neue Lebenswirklichkeit nach der Wende nicht nur als „Ziel von Sehnsucht“ empfunden habe, sondern auch als Zumutung.
Diese Entwicklung scheint sich zuzuspitzen. Die von Steinmeier und seiner Mannschaft für die Zeit vom Jahrestag des Mauerbaus, dem 13. August, bis zum 5. November geplante Diskussionsreihe im Schloss Bellevue mit dem Titel „Geteilte Geschichte(n)“ findet vor dem Hintergrund dreier Landtagswahlen in Ostdeutschland statt, bei denen vermutlich auch jene politischen Kräfte erheblich dazugewinnen werden, die die scharfe Kritik mancher Ostdeutscher an der Entwicklung der Einheit und der Demokratie in Deutschland auch noch schüren. Das gilt vor allem für die AfD.
Vor diesem Hintergrund wirkt die aus vier Gesprächsrunden im Schloss bestehende Reihe etwas präsidial-distanziert von der harten politischen Wirklichkeit. So hat Steinmeier bekannte Journalisten, Autorinnen und Autoren, Filmemacher und zwei Köche aus Ost und West auf die Bühne gebeten. Zwei Stunden – plus Empfang, wie es im Präsidialamt heißt – werde jeweils diskutiert. Beim ersten Treffen will sich auch Steinmeier ausführlicher vor den 200 Gästen äußern. Bei den nächsten drei Begegnungen sollen nur ungefähr 50 Gäste dabei sein.
Das Publikum soll ausgiebig in die Diskussion einbezogen werden. Mit diesem Hinweis begegnet man im Bundespräsidialamt der Frage, ob man denn mit dem Veranstaltungskonzept nah genug dran sei an den Landtagswahlen und der scharfen Kritik am Zustand der Demokratie in Deutschland, die nicht nur, aber besonders laut, in Ostdeutschland zu hören ist. Das Publikum hat ausschließlich das Präsidialamt ausgesucht. Wer genau kommt, will man dort nicht verraten. „Lassen Sie sich überraschen“, heißt es. Genannt wird der Name des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD). Die Menschen, mit denen man reden wolle, müssten „eine gewisse Empfänglichkeit“ haben, heißt es. Soviel dann aber doch: „Wir werden dafür Sorge tragen, dass kritische Stimmen Gehör finden.“ Mitglieder von allen Fraktionen des Bundestages wurden eingeladen, einschließlich der AfD.