
Rasierte Feministen
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Gillette hat sich in einem Werbespot deutlich dazu geäußert, was sie unter einem „Mann“ verstehen – nicht zum Gefallen aller. Bild: Youtube/Gillette
Ein Werbefilm für Rasierklingen schmeißt sich plump an den Zeitgeist heran. Doch statt über Pseudomännlichkeit und genderkorrektes Verhalten sollte man lieber über die Ursachen für Sexismus reden.
Ein Werbefilm für Rasierklingen macht Furore. Die Protagonisten sind Männer. Zuerst lachen sie über Zoten, belehren Kolleginnen, sagen „Jungs sind halt Jungs“. Dann Schnitt, Nachrichtensprecher berichten von sexuellen Übergriffen, eine neue Zeit: Nun sieht man Männer, die zur Verantwortung mahnen, balzende Kumpel zurückhalten und balgende Jungs voneinander trennen. Das Happy End: So können Männer sein, so sollten Männer sein.
Ist das ein mutiges Statement für den Feminismus oder ein Angriff auf die Männlichkeit? Weder noch. Werbung will die Welt nicht besser machen. Wenn der Konzern hinter dem Clip wirklich etwas für Frauen tun wollte, könnte er sie in den Vorstand holen. Oder dafür sorgen, dass der pinkfarbene Damenrasierer genauso viel kostet wie der blaue für Männer. Stattdessen zahlen Frauen oft bei identischen Produkten drauf: Die sogenannte Pink-Steuer. Doch darum geht es gar nicht. Schon immer hat Werbung die Wirklichkeit gespiegelt und aus dem aktuellen Idealbild von Mann oder Frau Profit gezogen: Früher wurden Rasierer von kernigen Kerlen beworben. Jetzt sind es eben kultivierte Väter. Man würde jubeln, wäre der Clip nicht so doof. Doch er schmeißt sich genauso plump an den Zeitgeist heran wie der Macker im Clip an die hübsche Frau. Und vermischt einfach alles: Flirten und Grapschen, unsichere Teenager und mächtige Tyrannen.
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