Seehofer-Vorschlag : Prag lehnt Sudetendeutschen Tag in Tschechischer Republik ab
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Stimme der Vertriebenen: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht beim 69. Sudetendeutschen Tag in Augsburg. Bild: dpa
Auf scharfe Kritik der tschechischen Regierung ist ein Vorschlag Horst Seehofers gestoßen. Der frühere bayerische Ministerpräsident schlägt vor, den Sudetendeutschen Tag auch einmal in der alten Heimat der Vertrieben abzuhalten.
Der Vorschlag von Bundesinnenminister Horst Seehofer, einmal einen Sudetendeutschen Tag in der Tschechischen Republik abzuhalten, ist in Prag auf Ablehnung gestoßen. „Das würde ich für eine nicht zu akzeptierende Provokation halten“, sagte der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis der Zeitung „Pravo“. Er hoffe, dass dieser Vorstoß nicht ernst gemeint sei, sagte der Multimilliardär und Gründer der populistischen Partei ANO.
Beim jährlichen Pfingsttreffen der Sudetendeutschen in Regensburg hatte Seehofer viele Entwicklungen hin zu einer Normalisierung in den gegenseitigen Beziehungen gelobt, dann aber hinzugefügt: „So richtig - und das möchte ich noch erleben - abgerundet ist die Geschichte erst, wenn wir mal einen Sudetendeutschen Tag in Tschechien begehen.“
Auch weitere tschechische Politiker kritisierten das Vorhaben. Der Fraktionsvorsitzende Jan Chojka vom sozialdemokratischen Koalitionspartner CSSD hielt solche Gesten „so viele Jahre nach dem Krieg“ für unnötig. Die richtige Zeit sei dafür noch nicht gekommen, meinte indes Miroslav Kalousek von der konservativen Oppositionspartei TOP09. Er warnte davor, unnötig die Gemüter zu erregen und damit den Beziehungen Schaden zuzufügen.
Zustimmung gab es indes von den Christdemokraten (KDU-CSL) und der Piratenpartei. Nach dem Zweiten Weltkrieg und den Schrecken der nationalsozialistischen Besatzung waren rund drei Millionen Deutsche aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben worden. Viele von ihnen fanden in Bayern eine neue Heimat.