
Seehofer : Doppelmonarch mit Verfallsdatum
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Horst Seehofer Bild: AFP
Die CSU macht auch Seehofers Wende in eigener Sache mit. Doch ewig wird er Söder nicht verhindern können.
Seehofers Rücktritt vom angekündigten Eintritt in den Ruhestand hat in der CSU niemanden mehr überraschen können. Auch Söder nicht, der nun noch länger den Prinz Charles der Partei geben muss. Seehofer hatte mit einer Reihe von taktischen Zügen und Andeutungen die CSU und den energischsten Thronaspiranten schon seit einiger Zeit darauf vorbereitet, dass er sich treu bleiben und auch seine Festlegung in eigener Sache noch einmal überdenken könnte, wenn die Lage der Partei und der Welt dies erfordere.
Er kam, wie er sagte, am Samstagabend zu der Einschätzung, dass es so sei. Die Partei rebellierte dagegen nicht, weil sie mit Seehofer immer noch die größten Erfolgsaussichten für die Bundestagswahl und die aus ihrer Sicht noch wichtigere Landtagswahl im Jahr darauf verbindet. Wäre es anders, dann hätte Seehofer damit rechnen müssen, wie einst Stoiber vom Hof gejagt zu werden – eine Aussicht, die wohl der Grund für den eingestandenen Fehler war, sein Ausscheiden aus der Politik sehr frühzeitig anzukündigen. Seehofer aber darf noch länger Doppelmonarch bleiben, weil Bayern gut dasteht und er der Kanzlerin in der Flüchtlingsfrage so oft Kontra gab. Doch trägt auch seine Herrschaft ein Verfallsdatum. Verständlicherweise will er jetzt nicht noch einmal (öffentlich) sagen, wann er denn dann das Zepter übergebe. Doch wird er nach der Landtagswahl wieder und dringlicher als zuvor danach gefragt werden. In Parteien wird, wie an der Börse, die Zukunft gehandelt. Und die trägt in der CSU immer noch den Namen desjenigen, den Seehofer für so ungeeignet hält, dass er weitermacht: Söder.
Für die Kanzlerin ist Seehofer ein ziemlich unbequemer Partner geworden. Aber auch ihr, die die Regierungs- und Parteigeschäfte noch keiner/m anderen überlassen wollte, muss seine Verlängerung recht sein – füllen Seehofer und die CSU doch die von der AfD anvisierte Leerstelle aus, wo früher der rechte Flügel der CDU saß. Diesen Anspruch unterstreicht die CSU mit der Spitzenkandidatur Herrmanns für die Bundestagswahl und den Chefposten im Bundesinnenministerium. Dieses Amt für den „Schwarzen Sheriff“ und die Obergrenze sind der Preis der CSU für die Verlängerung von Merkels Kanzlerschaft und der großen Koalition. Denn einem Bündnis mit den Grünen stimmte die CSU wohl selbst dann nicht zu, wenn Bayern dafür vom Länderfinanzausgleich befreit würde. Ein Seehofer bekäme freilich auch eine solche Wende noch hin.