Schütze von Wächtersbach : Handy soll neue Hinweise liefern
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Markierungen am Tatort: Straße in einem Industrieviertel in Wächtersbach Bild: dpa
Die Ermittler im Fall Wächtersbach wollen mit Hilfe der Kommunikationsdaten des Telefons des Schützen herausfinden, ob er Teil der rechtsnationalen Szene war – und ob weitere Personen an der Vorbereitung der Tat mitgewirkt haben.
Nach den Schüssen auf einen Eritreer im hessischen Wächtersbach ist unklar, ob weitere Personen bei der Vorbereitung der Tat mitgewirkt haben. Hinweise darauf versprechen sich die Ermittler von dem Telefon des Schützen. Das Handy – es handelt sich um ein Android-Gerät – wurde sichergestellt, allerdings ist es den Ermittlern bisher nicht gelungen, es zu entsperren.
Er sei zuversichtlich, dass dies gelingen werde, die Geräte seien mit mehr oder weniger Aufwand immer zu öffnen, sagte ein Sprecher der Hessischen Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch der F.A.Z. Die Kommunikationsdaten könnten auch Hinweise darauf geben, ob der Schütze Teil der rechtsnationalen Szene gewesen sei, so der Sprecher. Bisher gebe es dazu keine Hinweise.
Er sprach in der Stammkneipe über die Schüsse
Der mutmaßliche Täter, ein 55 Jahre alter Deutscher, hatte am Montag im Industriegebiet von Wächtersbach einen Eritreer lebensgefährlich durch Schüsse verletzt und sich danach selbst erschossen. In seinem Heimatort Biebergemünd nahe Wächtersbach hatte er zuvor angekündigt, wenn er einmal „gehe“, dann nehme er jemanden mit.
Dies berichteten Personen in seiner Stammkneipe, die ihn kannten. Dort hatte er nach der Tat auch von den Schüssen erzählt. Derlei Zeugenaussagen flössen „natürlich“ in die Ermittlungen ein, dabei werde auch bewertet, ob sich jemand in strafrechtlicher Weise falsch verhalten habe, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft.
Da das Opfer nach Einschätzung der Ermittler zufällig aufgrund seiner Hautfarbe ausgewählt worden war und da bei der Wohnungsdurchsuchung Gegenstände gefunden wurden, die diese Einschätzung stützen, hatte die Generalstaatsanwaltschaft die Tat als „fremdenfeindlich“ bezeichnet. Man könne die Tat auch rassistisch oder rechtsnationalistisch nennen, sagte der Sprecher, es sei jedoch nicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft, dies zu diskutieren.
Die Bundesregierung sprach indes von einer „abscheulichen Tat“, die nicht hingenommen werden dürfe. „Die Bundesregierung ist bestürzt über diese Tat und verurteilt sie auf das Schärfste“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in Berlin. Der Kampf gegen rechtsextremistische Straf- und Gewalttaten sei ein Kernanliegen der Regierung. Man nehme diese Gefahr sehr ernst. „Die Sicherheitsbehörden arbeiten mit ganzer Kraft daran, dass alle Menschen in Deutschland in Sicherheit leben können“, sagte Demmer.