
Schrumpfende Kirchen : Katholiken ohne Priester
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Da waren es noch sechs: Priesterweihe im Trierer Dom im September 2020 Bild: dpa
Auch im Corona-Jahr 2020 haben Hunderttausende Christen ihren Glaubensgemeinschaften den Rücken gekehrt. Reformen tun Not, vor allem in der katholischen Kirche. Doch welche?
Mitbestimmung durch Presbyterien und Synoden, Verleihung von Bischofsämtern auf Zeit, keine Diskriminierung von Frauen bei dem Zugang zu kirchlichen Berufen, Offenheit gegenüber anderen Lebensentwürfen – vieles von dem, was sich die Wortführer des „Synodalen Wegs“ an heilsamen Reformen für die katholische Kirche nicht nur in Deutschland ausgedacht haben, ist im Raum der evangelischen Kirche hierzulande längst Alltag. Und dennoch kehren Jahr um Jahr mindestens ebenso viele evangelische Christen ihrer Kirche den Rücken wie Katholiken der ihren.
So weit die Statistik. Doch hieße es, eine umfassende Krise des christlichen Glaubens als solchen gegen eine Krise seiner Sozialgestalt Kirche auszuspielen, würde man den Keim des endgültigen Niedergangs der katholischen Kirche in einer drohenden „Protestantisierung“ sehen.
Es ist die Hierarchie selbst, die dafür sorgt, dass es mit der katholischen Kirche in ihrer gegenwärtigen Gestalt noch schneller zu Ende gehen wird als mit der protestantischen. Sollte sich an den Zulassungsbedingungen für das Weiheamt nichts Durchgreifendes ändern, ist es mangels Priestern und Bischöfen mit der viel beschworenen Sakramentalität der Kirche in absehbarer Zeit vorbei.
Schon jetzt verdunsten die kleinräumigen, über Jahrhunderte gewachsenen, heimatgebenden Pfarreistrukturen wie Regenwasser im Sonnenlicht. Zoom-Gottesdienste sind auch dafür kein Ersatz, geschweige denn Trost.