Zu Hause wartet der innere Krieg
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Deutsche Soldaten helfen ihren verletzen Kameraden im Jahr 2009, nachdem ein Selbstmordattentäter ihren Konvoi nahe Kundus angegriffen hat. Bild: dpa
Viele Bundeswehrsoldaten leiden nach ihrem Auslandseinsatz unter Posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Krankheit ist kaum heilbar – und die Betroffenen beklagen zu geringe Hilfsangebote.
Der Karfreitag 2010 war ein schrecklicher Tag für Alexander P. Drei Kameraden steckten in Leichensäcken, andere rangen im Lazarett mit dem Tod. Es war schon Abend, und die Taliban griffen immer noch an. Feldwebel Alexander P. stand an der Mauer des Stützpunktes mitten im Feindgebiet von Kundus und hielt Wache. Die Einschläge der Granaten lagen nicht weit entfernt. Wenn er einen Verdächtigen sehe, solle er sofort schießen und dann melden, hatte ihm sein Vorgesetzter befohlen. Sonst ist es umgekehrt. „Das ist Krieg hier, verstanden?“ Eine existentielle Situation wie diese hatte der 26 Jahre alte Militärpolizist bis dahin nicht gekannt. Ein paar Stunden zuvor war eine Rakete nur knapp neben dem Auto eingeschlagen. Der Schrecken saß ihm noch in den Gliedern. „Wäre mir eines dieser Dreckschweine vor die Flinte gekommen, hätte ich ihn fertiggemacht!“, sagt er heute, acht Jahre später, voller Wut.
Es ist ein Samstag in einer Kleinstadt im Harz, Alexander P. sitzt auf gepackten Koffern. Im Nachbarzimmer schreit sein kleiner Sohn, die Mutter versucht ihn zu beruhigen. Alexander P. kann allzu viel Stress nicht ertragen. Nach dem Wochenende muss er ins Militärkrankenhaus nach Berlin. Dort befindet sich das Psychotraumazentrum der Bundeswehr. Alexander P. war schon oft dort. Er leidet an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die aus dem Einsatz in Afghanistan herrührt. PTBS ist eine Krankheit, die so gut wie nicht heilbar ist.
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