Nichts geht ohne Bodo Ramelow
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Ohne ihn geht nichts in Thüringen: Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) Bild: dpa
Der thüringische Ministerpräsident leistet sich immer mehr Alleingänge und verärgert damit auch seine eigenen Leute. Konsequenzen muss Ramelow nicht fürchten, denn ohne ihn hat die Linkskoalition im April keine Chance.
Wäre jetzt Landtagswahl in Thüringen, hätte die rot-rot-grüne Koalition, die seit März als Minderheitsvariante regiert, eine satte Mehrheit. Getragen würde diese vor allem von der Linken, der Umfragen im Freistaat zuletzt 35 Prozent prognostizierten. Direkt nach dem Wahldebakel im Februar, als CDU und AfD den Thüringer FDP-Vorsitzenden Thomas Kemmerich ins Amt hievten, ermittelten die Meinungsforscher gar 40 Prozent für „Die Linke“, neun Prozent mehr, als sie bei der Landtagswahl im vergangenen Oktober erreicht hatte. Dieser Wert war freilich weniger ein Erfolg der Partei als vielmehr ihres Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, der seit März übergangsweise zurück im Amt ist und den drei Viertel der Thüringer – parteiübergreifend – für einen guten Regierungschef halten.
Werte wie diese sind ganz nach Ramelows Geschmack, der in seiner Rolle als Regierungschef aufgeht und sich zunehmend als vierter, höchst eigenständiger Teil der Koalition geriert. In Thüringen spricht man anstelle von R2G auch schon von R3G, nämlich einer Koalition aus Rot, Rot, Ramelow und den Grünen. Erst kürzlich war der Ärger wieder groß, als Ramelow im Landtag einem AfD-Abgeordneten erst den Stinkefinger zeigte und ihn einen „widerlichen Drecksack“ nannte, weil der in einer Debatte über den Umgang mit den Akten des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ Ramelows Beobachtung durch den Bundesverfassungsschutz thematisierte, die das Bundesverfassungsgericht 2013 als rechtswidrig eingestuft hatte. Ramelow entschuldigte sich daraufhin zwar mit den Worten, er habe dem Landtag den nötigen Respekt „nicht in gebotenem Maße gezeigt“, nur um dann außerhalb des Plenarsaals die Beleidigung vor laufender Kamera zu wiederholen.
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