Roland Kochs Karriere : Unter den Wildesten der Kühnste
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Der 35 Jahre alte Roland Koch, damals Fraktionsvorsitzender der CDU im hessischen Landtag Bild: Helmut Fricke
Joseph Fischer verhöhnte ihn als das „Babykrokodil“ oder als „Oppositionsführerlein“ - Roland Koch war in seiner Karriere immer der Jüngste. Mit Geschick, Glück und Mut zum Risiko setzte er sich gegen die Älteren durch.
Lange Zeit war Roland Koch in der hessischen CDU, aber auch in der Bundespartei immer der Jüngste. Als Beitrag der CDU zum „Jahr des Kindes“ verspotteten SPD und Grüne lange Zeit den Aufstieg des ehrgeizigen Jungpolitikers in der hessischen Landespolitik. Geprägt durch seinen Vater, den hessischen Justizminister Karl-Heinz Koch, gründete sein Sohn Roland schon im Alter von 14 Jahren in der Heimatstadt Eschborn eine Ortsgruppe der Jungen Union. Mit 21 Jahren war der am 24. März 1958 in Frankfurt geborene Koch Vorsitzender der CDU im Main-Taunus-Kreis.

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Den Aufstieg in der Landespartei – mit 29 Jahren Abgeordneter, mit 32 Jahren Fraktionsvorsitzender und mit 39 Jahren an der Spitze der CDU – organisierte Koch geschickt mit einer inzwischen legendären Seilschaft aus meist ebenfalls jungen Unions-Politikern. Benannt nach ihrem Treffpunkt, der Autobahnraststätte Wetterau, eroberte der von Koch geführte politische Freundes- und Karrierekreis „Tankstelle“ in den achtziger und neunziger Jahren Schlüsselstellungen in der von Alfred Dregger, Manfred Kanther und Walter Wallmann dominierten CDU. Zu Kochs Weggefährten gehörten der spätere Verteidigungsminister Franz Josef Jung und sein wahrscheinlicher Nachfolger als Ministerpräsident, Innenminister Volker Bouffier.
Im parteiinternen Machtkampf setzte sich der junge Anwalt Koch, der früh auf die Modernisierung der CDU setzte, nach mehreren Niederlagen gegen Manfred Kanther schließlich 1997 als Landes- und Fraktionsvorsitzender durch. Der vom hessischen Umweltminister Joseph Fischer (Grüne) einst in Debatten als „Oppositionsführerlein“ und „Babykrokodil“ verhöhnte Koch startete die Kampagne als CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl Anfang 1999 gegen Hans Eichels rot-grüne Landesregierung in scheinbar aussichtsloser Lage.
Die Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft
Ohne ein wirklich zündendes Thema zu haben, griffen Koch und sein engster Berater Dirk Metz den Vorschlag des damaligen CDU-Bundesvorsitzenden Wolfgang Schäuble auf, mit einer Unterschriftensammlung gegen die geplante doppelte Staatsbürgerschaft die eigene Anhängerschaft zu mobilisieren. „Integration Ja – doppelte Staatsbürgerschaft Nein“ lautete das Motto jener von SPD, Grünen, Gewerkschaften und etlichen Medien als ausländerfeindlich attackierten Aktion, die Koch nachhaltig den Ruf eines konservativen Hardliners bescherte, dem jedes Mittel zum Machterhalt recht sei. In der letzten Woche vor der Landtagswahl gelang es Koch, die regierende SPD in den Umfragen zu überholen und zusammen mit dem Wunschpartner FDP eine knappe Landtagsmehrheit zu erringen. Der kometenhafte Aufstieg des auch von Helmut Kohl geförderten Anführers der „Jungen Wilden“ um Christian Wulff und Ole von Beust und Mitglied des „Andenpaktes“ schien jedoch im Jahr 2000 abrupt im Zuge der Schwarzgeldaffäre der hessischen CDU zu enden.