Rechtsextremismus : AfD-Politikerin unterstützt Verein von Holocaust-Leugnern
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Lob für Holocaustleugner: Die AfD-Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein, Doris Sayn-Wittgenstein. Bild: dpa
Die AfD sieht sich in einem weiterem Fall mit dem Vorwurf der Nähe zu Rechtsextremen konfrontiert. Die AfD-Vorsitzende in Schleswig-Holstein, Sayn-Wittgenstein, hat offenbar einen Verein von Holocaust-Leugnern unterstützt.
Die AfD-Vorsitzende von Schleswig-Holstein, Doris von Sayn-Wittgenstein, soll am 18. Dezember 2014 zur Unterstützung eines Vereins von Holocaust-Leugnern aufgerufen haben. In einem „Standpunkt“ genannten Internetblog lobte eine Autorin namens Doris von Sayn-Wittgenstein den Verein „Gedächtnisstätte“ in Guthmannshausen, auf dessen Veranstaltungen nach Angaben des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes „in geschichtsrevisionistischer Manier“ deutsche Kriegsverbrechen „relativiert und die Kriegsschuld des NS-Regimes geleugnet“ werden.
Sayn-Wittgenstein hingegen schrieb, der Verein mache Veranstaltungen, „die den Horizont erweitern, statt den Geist zu manipulieren“. Menschen, welche die „Gedächtnisstätte“ aufsuchten, würden „in den Medien angeprangert und man versucht, sie geschäftlich zu ruinieren“. Dies sollte „uns jedoch nicht davon abhalten, uns dem Diktat deutschfeindlicher Interessengruppierungen zu beugen“, schrieb Sayn-Wittgenstein. „Im Gegenteil: Es sollte Ansporn sein ,sich jetzt erst recht einzubringen! (...) Für unser ganzes Volk ist die Zeit gekommen, grundsätzlich umzudenken. Fast 70 Jahre Krieg und Entmündigung sind genug.“ Nach Angaben der Zeitung „Die Welt“, die zuerst über den Blogeintrag berichtet hatte, leugnete Sayn-Wittgenstein die Urheberschaft auf Anfrage nicht. Ein Sprecher der schleswig-holsteinischen AfD-Fraktion sagte dieser Zeitung am Mittwoch, es fänden Besprechungen zu den Vorwürfen statt. Eine Stellungnahme wird für den Nachmittag erwartet.
Der Verein „Gedächtnisstätte“ wurde 1992 mit dem vorgeblichen Ziel gegründet, zivilen deutschen Kriegsopfern zu gedenken. Gründungsvorsitzende des in neonazistischen Kreisen verwurzelten Vereins war die schon etliche Male wegen Volksverhetzung verurteilte und gegenwärtig inhaftierte Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel. Sie bezeichnet den Holocaust als „Lüge“ und hatte 2005 geschrieben, Adolf Hitler sei „eben nicht vom geglaubten Holocaust oder seiner angeblichen Kriegsbesessenheit zu verstehen“, „sondern nur von einem göttlichen Auftrag im weltgeschichtlichen Rahmen“.
Am Rande des diesjährigen Vereinssommerfestes sagte der gegenwärtige Vorsitzende Wolfram Schiedewitz: „Je länger diese Dinge zurückliegen, desto mehr Geschichten werden erzählt, die völlig aus der Luft gegriffen sind. Und die uns natürlich nur belasten sollen, aber keine weiß noch Bescheid, dass es eigentlich anders war.“
Schiedewitz kritisierte zudem die aktuellen Prozesse gegen SS-Wachmänner der Konzentrationslager. Laut dem nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz agitiert der Verein „gegen den demokratischen Verfassungsstaat“. Sayn-Wittgenstein rief in ihrem Blogeintrag ihre Leser zu einer aktiven Unterstützung des Vereins und seiner Ziele auf. „Geben Sie der Gedächtnisstätte daher die verdiente Unterstützung, damit von dort weitere Impulse zur Selbstbestimmung des deutschen Volkes ausgehen können und werden Sie Mitglied!“