Doris von Sayn-Wittgenstein im September 2018 in Kiel Bild: dpa
Eine Politikerin der AfD hat für einen rechtsextremen Verein geworben. Der trifft sich in einem Rittergut in Thüringen. Ein Besuch bei Menschen, die glauben, dass Hitler den Frieden wollte.
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Doris von Sayn-Wittgenstein kann sich nicht erinnern, schon einmal in ihrem Leben so geweint zu haben wie am 28. November des vergangenen Jahres. Es war der Tag, an dem ihre Karriere als AfD-Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein ein abruptes Ende fand. Die Zeitung „Die Welt“ hatte belegt, dass sie im Jahr 2014 in einem Blogeintrag Werbung für den Verein „Gedächtnisstätte“ gemacht hatte, der Antisemiten und Geschichtsleugnern ein Forum bietet. Eine Woche dauerte es, und sie war aus der Landtagsfraktion ausgeschlossen; drei Wochen später beantragte der Bundesvorstand ihren Parteiausschluss; zwei Tage danach trat sie als Landesvorsitzende zurück.
„Ich habe wirklich nur geweint“, sagt sie. Politisch betrachtet, hat Sayn-Wittgenstein seit diesem Tag alles verloren, nur das Abgeordnetenbüro mit den lilafarbenen Vorhängen im Kieler Landtag nicht. Geschmückt ist es mit einem farblich zu den Gardinen passenden Art-brut-Gemälde einer an Schizophrenie erkrankten Künstlerin, mit Gemälden von Araberhengsten, die sie liebt, und mit Fotos von Hunden, die sie abgemagert aus dem Tierheim gerettet hat: ein Mastiff und ein Mastino Napolitano. Sayn-Wittgenstein ist unschuldig, daran glaubt sie fest.
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