Mutmaßlicher „Reichsbürger“ : Verdächtiger von Reutlingen soll 22 Waffen legal besessen haben
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Fahrzeuge der Polizei stehen am 23. März 2023 in Reutlingen. Bild: dpa
Baden-Württembergs Innenminister Strobl berichtet von einem erschreckenden und perversen Waffenarsenal, das man in dem Gebäudekomplex gefunden habe. Ermittler setzen die Durchsuchung fort.
Der „Ringelbach-Kebap“ ist auch am Tag nach dem Einsatz im „Reichsbürger“-Milieu in Reutlingen immer noch die provisorische Kantine der Ermittler. Die Tatortermittler des Landeskriminalamts haben viel zu tun mit der Sicherstellung von Beweismitteln, vor allem der Waffen, die der Tatverdächtige Markus L. im Keller seiner Wohnung in einem vierstöckigen Mehrfamilienhaus mit Flachdach gesammelt hat.
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat den Ortsteil Ringelbach, der im Südosten Reutlingens liegt, noch am Mittwochnachmittag besucht – und war erschrocken darüber, was ihm die Polizisten in dem Keller vorführten: „Es war ein erschreckendes und auch ein perverses Waffenarsenal. Was ich dort gesehen habe, braucht wirklich kein Mensch“, sagte er bei einer Pressekonferenz. Für 22 Waffen besaß der Verdächtige einen Waffenbesitzschein. Zu seiner Sammlung gehörten auch großkalibrige Waffen.
Am Donnerstagnachmittag durchsuchten die Ermittler die Wohnung und auch die Garage des Verdächtigen. Vor der Garage steht ein roter Chrysler Camaro mit 275 PS, der offenbar dem Verdächtigen gehört. Bis zur Fahndungsaktion am 7. Dezember 2022 gegen die „Reichsbürger“-Verschwörergruppe „Reuss“, die einen Staatsstreich geplant und die Einsetzung einer Ersatzregierung geplant haben soll, zählten die Ermittler des Landesamts für Verfassungsschutz Markus L. nicht zu den „Reichsbürgern“. Sie wurden erst durch die Ermittlungen auf ihn aufmerksam, deshalb versuchten die Behörden – zuständig wäre die Waffenbehörde der Stadt Reutlingen – bislang auch nicht, den Mann zu entwaffnen. Normalerweise melden die Verfassungsschützer verdächtige und gewaltbereite „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“ an die Waffenbehörden, damit sie zur Abgabe ihrer Waffen gezwungen werden.
Markus L. war offenbar Sportschütze, im Verein soll er nach einem Bericht des „Schwäbischen Tagblatts“ auch organisatorische Aufgaben übernommen haben. Möglicherweise hatte er auch Kontakte zur „Querdenker“-Szene, zur AfD sowie zu dem im Dezember in Rottenburg festgenommenen mutmaßlichen „Reichsbürger“ Matthias. H. Ein 57 Jahre alter Nachbar und Arbeitskollege, der die Ermittler vom Nachbarhaus beobachtete, berichtete ebenfalls von Markus L.s Waffen-Hobby: „Er war ja auch mein Kollege. Wir haben beide in einem großen Werk eines Automobilzulieferers gearbeitet, da hat er in der Mittagspause auch mal einen Waffenkatalog dabeigehabt.“