Wollte Kadyrow in Bayern morden lassen?
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Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow, umringt von seinem Innenminister Ruslan Alkhanow (rechts) und dem Duma-Abgeordneten Adam Delimkhanov, am 9. Mai 2022 in Grosnyj. Bild: Reuters
Vor drei Jahren ließ der Kreml in Berlin einen Tschetschenen ermorden. In Bayern ist offenbar ein weiteres Attentat verhindert worden. Diesmal wird ein Auftrag des tschetschenischen Machthabers Kadyrow vermutet.
Bald drei Jahre ist es her, dass Selimchan Changoschwili in Berlin ermordet wurde. Es war ein heißer und sonniger Tag, als sich im Kleinen Tiergarten ein Fahrradfahrer mit Basecap, Sonnenbrille und Handschuhen näherte, eine Waffe mit Schalldämpfer aus dem Rucksack zog und den Tschetschenen mit georgischer Staatsangehörigkeit im Auftrag des Kremls erschoss. Im vergangenen Dezember verurteilte das Berliner Kammergericht einen 56 Jahre alten Mitarbeiter des russischen Sicherheitsapparats wegen des Mordes zu lebenslanger Haft. Der Vorsitzende Richter sprach von „Staatsterrorismus“. Von Mittwoch an wird am Oberlandesgericht München ein ähnlicher Fall aufgearbeitet: Der Generalbundesanwalt hat dort einen Tschetschenen angeklagt, einen Auftragsmord in Deutschland organisiert zu haben. Zur Ausführung der Tat kam es nicht, aber Waffe, Munition und Schalldämpfer waren der Anklage zufolge schon beschafft, der Tatort ausgespäht.
Es ist ein Verfahren, in dem es nicht unmittelbar um den Kreml geht, wohl aber um einen Schlüsselverbündeten Wladimir Putins: um Ramsan Kadyrow, den Herrscher der Nordkaukasus-Teilrepublik Tschetschenien. Im Jahr 2020 soll Kadyrows Sicherheitsapparat den Angeklagten Walid D. beauftragt haben, die Ermordung des exilierten Oppositionellen Mochmad Abdurachmanow in Deutschland zu organisieren. Ehe es zur Ausführung der Tat kam, wurde D. festgenommen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, sich zur Begehung eines Mordes bereit erklärt und eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Hinzu kommen Verstöße gegen das Waffengesetz.
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