„Verzweiflung kann in Militanz kippen“
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Mitte Januar stehen sich Polizei und Klimaaktivisten in Lützerath gegenüber. Die Beamten sollen den Weiler räumen, damit RWE weiter Braunkohle abbauen kann. Bild: Lucas Bäuml
Ralf Fücks war Vorsitzender der Grünen und kritisiert die Klimabewegung. Er warnt die Aktivisten vor einem Abdriften in Gewalt und autoritäres Denken. Statt auf Schrumpfkur setzt er auf grünes Wachstum.
Herr Fücks, im Kampf um den Braunkohleort Lützerath haben Führungsfiguren der Klimabewegung eine klare Abgrenzung von linksradikalen, gewaltaffinen Gruppen verweigert. Droht nach Lützerath eine Radikalisierung?
Die überwiegende Mehrheit der Klimaaktivisten hat mit Gewalt nichts am Hut. Es gibt aber einen starken Druck, „sich nicht spalten zu lassen“, statt einen klaren Trennungsstrich zu militanten Aktionen zu ziehen. Unter dem Strich hat sich die Bewegung mit Lützerath einen Bärendienst erwiesen. Da war jugendlicher Größenwahn im Spiel – den kenne ich aus meiner eigenen Biografie. Man hat sich verhoben an einem Konflikt, den man nicht gewinnen konnte. Der apokalyptische Duktus – Lützerath bleibt oder die Welt geht unter – wirkt auf viele befremdlich und ist in der Sache ja auch nicht haltbar. Wenn man Widerstand aufbaut, der für die Polizei möglichst schwer zu brechen sein soll, geht man das Risiko einer Eskalation ein. Umso wichtiger ist Klarheit in der Gewaltfrage. Hier führt jede Zweideutigkeit auf eine gefährliche Rutschbahn.
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