Polizei greift ein : „Querdenken“-Demo mit 1000 Menschen in Hamburg
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Gegnern der Corona-Schutzmaßnahmen haben sich am Samstag auf dem Hamburger Jungfernstieg versammelt. Bild: dpa
Der Protests der Initiative „Querdenken“ richtete sich gegen die Corona-Schutzmaßnahmen der Bundesregierung. Viele Demo-Teilnehmer trugen keine Masken, auch Mindestabstände wurden nicht eingehalten.
Rund 1000 Menschen haben am Samstag in der Hamburger Innenstadt gegen Maskenpflicht und die Corona-Auflagen von Bund und Ländern demonstriert. Da die meisten Teilnehmer keine Gesichtsmasken trugen und im Laufe der Veranstaltung auch die Abstände immer geringer wurden, forderte die Polizei die Veranstalter nach eineinhalb Stunden auf, die Versammlung zu beenden. Die Auflagen für die Kundgebung würden nicht mehr eingehalten. Die Veranstalter reagierten darauf, indem sie die Demonstranten sich neu aufstellen ließen – mit Erfolg: Die Demo durfte fortgesetzt werden.
Verschiedene Redner betonten während der Demo die Friedfertigkeit und Dialogbereitschaft der Initiative „Querdenken“ und erklärten, die Corona-Maßnahmen in Deutschland verstießen gegen mehrere Artikel des Grundgesetzes. Auch einige in schwarz gekleidete Gegendemonstranten, die sich um eine schwarz-rote Fahne mit der Aufschrift „Antifaschistische Aktion“ versammelt hatten, waren vor Ort, konnten die Veranstaltung jedoch nicht stören.
Die Anliegen der Kundgebenden blieben zumindest in den Redebeiträgen eher verschwommen. Oft ging es darum, dass die Demonstration stattfinden könne und sich die Veranstalter darüber sehr freuten, dass es schon zuvor eine Demonstration gegeben habe (am 1. August in Berlin) – und demnächst eine weitere geplant ist (am 29. August wiederum in Berlin). Auch Frl. Menke, ein Schlagerstar der 80-er Jahre („Hohe Berge“), war dabei. Sie könne nicht gut reden, sagte sie – und sang stattdessen: das Volkslied „Die Gedanken sind frei“.
Auch Demo in Magdeburg
Auch Magdeburg versammelten sich nach Polizeiangaben rund 250 Menschen zu einer Demonstration gegen Corona-Auflagen. Bei einer weiteren Kundgebung warnte das Bündnis „Solidarisches Magdeburg“ vor einer Spaltung der Gesellschaft. „Menschen haben ein Recht auf ihre Angst, aber wir müssen aufpassen, dass wir sie nicht verlieren an Rattenfänger“, sagte Mitorganisatorin Franka Kretschmer. Andere zu gefährden, sei jedoch keine Freiheit. Anlass der Kundgebung war eine Demonstration des sogenannten „Querdenker 391“-Bündnisses auf dem Marktplatz.
Die Motivation der Demoteilnehmer sei vielfältig, sagte einer der Organisatoren ins Mikro. Es gebe Anhänger, die wollten das Kaiserreich zurück, andere wollten die Demokratie reformieren, wieder andere wendeten sich gegen eine Impfpflicht. Mehrere Demonstranten trugen Shirts oder hielten Plakate hoch, auf denen „Wir sind die 2. Welle“ zu lesen war. Vereinzelt wurden schwarz-weiß-rote Flaggen aus der Zeit des Deutschen Kaiserreichs von 1871 geschwenkt.
Verfassungsschützer warnen schon länger, dass sich bei Anti-Corona-Demos Extremisten unter die Teilnehmer mischen. „In der Mehrzahl sind es derzeit noch Personen ohne jeglichen extremistischen Hintergrund“, sagte jüngst etwa Sachsen-Anhalts Verfassungsschutzchef Jochen Hollmann. „Bei denjenigen, die versuchen, diese Proteste für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, dominieren Rechtsextremisten.“
Das Bündnis „Solidarisches Magdeburg“ verwies darauf, dass sich Rechtsextremisten bei „Querdenken 391“ nicht nur bei den Demonstranten einreihten, sie gehörten zu den Mitorganisatoren.