Im sächsischen Ostritz : Bürger kaufen Biervorräte aus Protest gegen Neonazis auf
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Das Bier wird weggebracht, die Neonazis schauen verdutzt: Szene aus dem sächsischen Ostritz Bild: dpa
Eigentlich galt sowieso Bierverbot für die Neonazis, doch die Bürger im sächsischen Ostritz gingen auf Nummer sicher. Den für ein Festival angereisten hunderten Rechtsextremisten kauften sie den Alkohol im örtlichen Supermarkt weg.
Als Protest gegen das Neonazi-Festival „Schild und Schwert“ haben am Samstag Bürger aus Ostritz mehr als 100 Kästen Bier in einem Supermarkt aufgekauft. Die Mitglieder des Internationalen Begegnungszentrums des Klosters Sankt Marienthal verluden die Kisten auf einen Anhänger und transportierten das Bier weg. Neonazis schauten der Aktion zu.
Bei dem zum vierten Mal stattfindendem Rechtsrock-Festival auf dem Gelände des „Hotel Neißeblick“ hatten sich laut Polizei zwischen 500 und 600 Teilnehmer versammelt. Dazu wurden etliche Bands aus der extremen Rechtsrock-Szene erwartet. Vor der Veranstaltung war mit 750 Teilnehmern gerechnet worden.
Bereits am Vormittag hatte die Polizei auf Hinweise reagiert, wonach Teilnehmer an dem Rechtsrock-Konzert am Vortag ohne Polizeikontrolle auf das Veranstaltungsgelände gelangt waren. Augenzeugen hatten beobachtet, dass zahlreiche Menschen an den Kontrollen vorbei durch einen Nebeneingang auf das Gelände geschleust worden waren. Beamte hätten den Weg durch dieses Fußgängertor nun versperrt, teilte die Polizei mit, die auch am Samstag das Alkoholverbot für die Neonazi-Veranstaltung umsetzte.
Nachdem bereits am Vortag 4200 Liter Bier beschlagnahmt worden waren, zogen die Beamten nach eigenen Angaben noch einmal rund 200 Liter an mitgebrachten alkoholischen Getränken ein. Gegen den Veranstalter des Neonazi-Festivals, Thorsten Heise, wird dazu ermittelt, weil er sich drohend gegenüber einem Journalisten geäußert haben soll, sagte Polizeisprecher Torsten Jahn. „Wir prüfen das jetzt.“
Die Kommune und zahlreiche Initiativen und Vereine reagierten mit einem Gegenprogramm. So wurden die Proteste in ein Bürgerfest zum hundertjährigen Jubiläum des Ostritzer Ballspielclubs eingebettet, auf dem Marktplatz waren unter dem Motto „Das Ostritzer Friedensfest macht Bildungsurlaub“ eine Oase mit Sand, Liegestühlen und Wasserbassins aufgebaut. Prominenter Gast war der frühere Schalke-Spieler Hans Sarpei. Mit einer Kunstaktion mit 2262 Paar Schuhen in den Straßen des Ortes wurde an die Tausenden Menschen erinnert, die an Europas Außengrenzen ums Leben kommen. Der Sprecher des Ostritzer Friedensfestes, Markus Kremser, sprach von etwa 1000 Menschen, die sich an dem Fest und weiteren Gegenveranstaltungen beteiligten.
Außerdem war es zu einer Demonstration gegen das Festival gekommen. Nach Polizeiangaben beteiligten sich rund 300 Menschen an dem lauten und friedlichen Protest.