Pegida-Demo in Köln aufgelöst : „Dieses asoziale Verhalten ist nicht tolerierbar“
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Ein Feuerwerkskörper explodiert neben Polizisten in Köln. Bild: dpa
Nach den Übergriffen an Silvester in Köln wollte Pegida die Situation für sich nutzen. Bei einer Demonstration eskalierte nun die Situation. Flaschen und Böller flogen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Ein Bericht.
Ein Wasserwerfer ist angerollt, eine Hundertschaft Polizisten macht sich bereit. „Unterlassen Sie das Werfen von Pyrotechnik“, schallt es immer wieder aus den Lautsprechern der Polizei. Die Menge grölt: „Merkel muss weg.“ Die friedlichen Teilnehmer werden aufgefordert, sich Richtung Hauptbahnhof zu bewegen. Nur manche tun das. Die Lage droht zu eskalieren, die Stimmung ist aggressiv und aufgeheizt. Um 16:10 Uhr löst die Polizei die Demonstration der rechten Gruppierung „Pegida NRW“ in Köln auf.
Es sollte eigentlich einen sogenannten Spaziergang durch ein paar Kölner Straßen geben, um dann wieder zum Breslauer Platz, den eigentlichen Veranstaltungsort, zurückzukommen. Dazu aufgerufen hatte der nordrhein-westfälische Ableger der Pegida. Als Anlass nannten die Veranstalter die Ausschreitungen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht. Aber weit kamen die Pegida-Demonstranten nicht. Auf der Turiner Straße, Ecke Unter Krähenbäumen – nur vielleicht 300 Meter vom Hauptbahnhof entfernt – endet der Spaziergang.
Pegida bilanziert einen „unglücklichen Ausgang“
Eine Polizeikette hat sich vor der Spitze der Pegida-Demonstration gebildet. Vor genau dem Teil der Gruppe, in dem sich vor allem die Gewaltbereiten zu bewegen scheinen. Wieder fliegt ein Böller von hier auf die Polizisten, da läuft der Wasserwerfer an. Er drängt den großen Teil der Menge, die noch geblieben ist, zurück. Die Polizisten setzen ihre Schlagstöcke ein. Flaschen fliegen. „Ihr asoziales Verhalten ist nicht tolerierbar“, schallt es aus den Lautsprechern der Polizei.
Schritt für Schritt geht es zurück zum Breslauer Platz hinter dem Kölner Hauptbahnhof. Hier hatte es um 14 Uhr angefangen mit der Pegida-NRW-Demo. Gegen 15.30 Uhr hatte sich der Marsch langsam in Bewegung gesetzt, auch da flogen schon leere Bierpullen und Feuerwerkskörper. Immer wieder wies die Polizei auf das Glasflaschen- und Alkoholverbot hin. Als die Demonstranten wieder am Ausgangspunkt angekommen sind, tritt ein Redner von PegidaNRW an das Mikrofon. Es sei zu „kleineren Eskapaden“ gekommen, bilanziert er, ein „unglücklicher Ausgang für den Spaziergang“.
Eigentlich ist die Veranstaltung längst von der Polizei aufgelöst, trotzdem scheinen die Beamten die Redner auf der Bühne gewähren zu lassen. „Das ist keine Niederlage“, ruft einer von Pegida ins Mikrofon. „Das ist ein Sieg der Vernunft. Wir machen weiter.“ Lautes Grölen aus der Menge. „Wir beugen uns der Staatsmacht nicht“, schallt es von der Bühne. Einzelne werden aus der Gruppe herausgezogen und in Gewahrsam genommen.
Hunderte Demonstranten aus der rechtsradikalen Szene
Die Demonstranten schwingen ihre Fahnen, Reichsflaggen sind darunter. Die Polizei grenzt die Gruppe weiter ein. Rund 40 Minuten nachdem die Polizei die Veranstaltung aufgelöst hatte, fordern auch die Veranstalter die Demonstranten auf, sich friedlich auf den Heimweg zu machen. Während einige den Polizisten noch entgegen brüllen: „Wo wart ihr Silvester?“, ertönt die freundliche Stimme einer Bahn-Mitarbeiterin. Um 17.20 Uhr fährt ein Sonderzug nach Dortmund. Ein Großteil der Demonstranten ist von dort und aus dem Ruhrgebiet nach Köln gekommen. Nach ersten Polizeiangaben sollen rund 600 der geschätzten 1700 Demonstranten der rechtsradikalen Szene angehören.
Im Bahnhof treffen einzelne Gegendemonstranten des Aktionsbündnisses „Köln gegen rechts“, die sich schon am Mittag auf der anderen Seite des Breslauer Platzes versammelt hatten, auf die abreisenden Rechten. Die Polizei ist vor Ort, es geschieht nichts. So ganz haben die Rechten aber immer noch nicht genug, sie sind betrunken und aggressiv. Bevor sie das S-Bahn-Gleis am Hauptbahnhof betreten, rufen einige „Deutschland, Deutschland über alles“ und greifen wieder Polizisten an.
Zur gleichen Zeit bauen die Veranstalter auf dem Bahnhofsplatz ihre Bühne ab. Mitgebrachte Deutschlandflaggen werden wieder eingerollt und in einen kleinen Anhänger verpackt. Dominik Roeseler ist auch dabei. 2014 hatte er die Demonstration von „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) angemeldet. Roeseler sagt: „Das war eine Provokation der Polizei.“ Nur deshalb seien Böller geflogen, deshalb soll es zur Eskalation gekommen sein.
An der gleichen Stelle war es 2014 bei den Hogesa-Protesten zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Hooligans lieferten sich Schlägereien mit der Polizei, ein Einsatzwagen wurde umgekippt. Dieses Mal ist das Aufgebot der Polizei größer, sogar die eigenen Fahrzeuge werden geschützt.
Insgesamt gab es nach ersten Polizeiangaben vier Verletzte. Drei Polizeibeamte waren darunter und ein Journalist, der ins Krankenhaus gebracht wurde. Nach Schätzungen der Polizei soll es 1700 Teilnehmer an der Pegida-Demonstration gegeben haben. 1300 fanden sich bei der Gegendemonstration des Aktionsbündnisses „Köln gegen Rechts“ ein.