Zu wenig Booster-Impfungen : Das Sterben in den Altenheimen beginnt wieder
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Zwei Apothekerinnen bereiten in Mainz Impfdosen vor, die ein mobiles Impfteam in ein Altenheim bringen soll. Bild: Maximilian von Lachner
In den Pflegeheimen sind noch immer zu wenige Heimbewohner mit dem Booster-Impfstoff versorgt worden. Das ist zum Schutz gegen die Omikron-Mutante aber wichtig.
In den vergangenen Wochen gab es in verschiedenen Altenheimen wieder vermehrt Corona-Massenausbrüche, in einigen Fällen auch mit Todesfällen. Anfang Januar starben im badischen Rastatt 13 Heimbewohner an den Folgen einer Corona-Infektion. Nach Auskunft des Landratsamts fehlte bei allen Opfern die Auffrischimpfung, insgesamt sind in dem Heim laut Leitung nur 58 Prozent geboostert. Dabei gilt: Alte und kranke Menschen, die sich mit der nun vorherrschenden Omikron-Variante des Coronavirus infizieren, sind vor einem schweren Krankheitsverlauf nur geschützt, wenn sie eine Booster-Impfung erhalten haben.
Ein Sprecherin des Unternehmens, das zur Dussmann-Kursana-Gruppe gehört, sagte, die Verstorbenen hätten sich auf eigenen Wunsch nicht impfen oder boostern lassen. „Das Grundproblem ist der allgemeine Impfskeptizismus in Deutschland.“ Nach Angaben des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums sind dem Heim in Rastatt von mobilen Impfteams allerdings drei Angebote für Impfaktionen gemacht worden – offenbar wurden sie nicht angenommen.
Booster-Quote von 65 Prozent
Auch in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Schleswig-Holstein kam es in Altenheimen in den vergangenen Wochen wieder vermehrt zu Corona-Ausbrüchen. Und in Rudolstadt in Thüringen starben Anfang Januar 18 Heimbewohner – nur einer hatte eine Booster-Impfung. Im jüngsten Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden für die 52. Kalenderwoche 138 Ausbrüche mit 1129 Einzelinfektionen in den Alten- und Pflegeheimen gemeldet.
In den Altenheimen ist der Impfstatus der pflegebedürftigen Menschen unterschiedlich: In den Häusern der Diakonie in Südbaden haben 80 Prozent der Bewohner die Drittimpfung bekommen; in den hundert Pflegeheimen der Württembergischen Heimstiftung haben 90 Prozent die Erst- und Zweitimpfung bekommen, die Booster-Quote liegt dagegen nur bei 65 Prozent. Die Ursache hierfür sei nicht die Ablehnung der Booster-Impfung durch die Heimbewohner, aber viele ältere Menschen in den Heimen hätten die Zweitimpfung erst spät erhalten oder gerade eine schwere Infektion überstanden.
Im Landesdurchschnitt sind nur 68 Prozent der Heimbewohner in den Alten- und Pflegeeinrichtungen mit einer Auffrischimpfung vor einem schweren Verlauf geschützt. Ein Sprecher des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums sagte: „An fehlenden Impfmöglichkeiten liegt es nicht, wenn Pflegeheimbewohner und Beschäftigte nicht geimpft oder geboostert sind. Dass die Angebote auch angenommen werden, kann staatlicherseits nicht erzwungen werden.“ Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) wirbt mit einem Brief an alle stationären Pflegeheime noch einmal dafür, die Angebote der Impfteams zu nutzen und bei Schwierigkeiten den Impfstab des Ministeriums direkt anzusprechen. Bei den Booster-Impfungen gebe es „Handlungsbedarf“, denn der überwiegende Teil der in den Pflegeheimen schwer erkrankten oder verstorbenen Personen sei nicht oder nicht vollständig geimpft gewesen.
Der Geschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung in Stuttgart, Bernhard Schneider, wiederholte seine Forderung nach einer allgemeinen Impfpflicht, auch wenn die Omikron-Mutante wahrscheinlich zu milderen Verläufen führe: „Es muss zukünftig bei jeder neuen Virusvariante unverzüglich eine verbindliche Impfstrategie gestartet werden können.“ Dazu müsse der Bundeskanzler sein Versprechen einlösen. „Leider sieht es im Moment nicht so aus.“