Kampf um grüne Zuneigung
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Immer ein wenig distanziert, aber trotzdem für Überraschungen gut: Uwe Becker im Gespräch mit Bürgern auf dem Friedberger Platz. Bild: Saskia Stöhr
Will die CDU in Großstädten Mehrheiten gewinnen, muss sie auch ins grüne Milieu. In Frankfurt versucht es Uwe Becker mit allen Mitteln – aber die Grünen machen es ihm schwer.
Uwe Becker ist Oberbürgermeister-Kandidat der CDU in Frankfurt, und an einem Freitagabend will er möglichst viele Grüne von sich überzeugen. Die braucht er nämlich, um sich bei der Stichwahl am Sonntag gegen seinen Gegner von der SPD, Mike Josef, durchzusetzen. Becker nähert sich also einer Gruppe junger Männer an einem Weinstand – Typ Banker, Mitte 30. Es läuft gut. Sie hören ihm zu, manche nicken, nippen an ihren Rieslinggläsern, Infozettel machen die Runde. Becker schließt mit den Worten: „Wir müssen Frankfurt wieder flottmachen.“ Einer der Männer schaut überrascht, „Frankfurt flottmachen“, wiederholt er, nicht böswillig, eher amüsiert. Becker lässt sich nichts anmerken, zieht schnell weiter. Ob sie ihn nächsten Sonntag wählten? Die jungen Männer schütteln den Kopf.
Parteifreunde beschreiben Becker mit „bieder, bodenständig, Becker“. Der Friedberger Platz hingegen, auf dessen Markt freitagabends Hunderte essen und trinken, liegt im Frankfurter Nordend, einer Hochburg der Lastenradfahrer. Die Gespräche, die Becker hier führt, sind freundlich und distanziert. Ein bisschen wie Becker selbst. Eine Frau, der er Infozettel gegeben hat, sagt: „Es ist gut, dass es solche Leute gibt, die sich so intensiv einbringen“, sagt sie und stellt ihren Rotwein ab. „Für Frankfurt ist es nicht schlimm, wenn der Herr Becker OB wird“, sagt sie, auch wenn sie sich selbst eine Grüne an der Spitze gewünscht hätte. Vielleicht ist das schon ein Erfolg für die CDU in der Großstadt: Zum Feindbild taugt Becker nicht.
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