Lehrermangel in Brandenburg : Nur wenige „Refugee Teachers“ schaffen es in den Schuldienst
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Naheliegende Idee: Flüchtlinge, die in ihren Ländern Lehrer waren, könnten es auch hier wieder werden. Doch die Hürden sind hoch. Bild: Picture Alliance
2016 startete in Potsdam ein Fortbildungsprogramm für geflüchtete Lehrer. Doch viele „Refugee Teachers“ scheitern an den hohen Anforderungen.
Knapp sieben Jahre nach Beginn der Ausbildung von geflüchteten Lehrern im „Refugee Teachers Program“ in Brandenburg sind trotz des Lehrermangels in dem Bundesland nur vergleichsweise wenige Absolventen in Schulen tätig geworden. Insgesamt gut 160 geflüchtete Lehrkräfte hätten in fünf Lehrgängen mittlerweile das Programm absolviert, 105 von ihnen hätten es erfolgreich abgeschlossen, teilte die Universität Potsdam auf Anfrage mit. Aktuell seien noch 14 Refugee-Teacher in der Qualifizierung.
Bei einer Abfrage der Uni im vergangenen Herbst hätten sich nur 63 der 105 Absolventen zurückgemeldet, berichtete einer Sprecherin der Universität weiter. Von diesen 63 seien 41 in Brandenburger Schulen beschäftigt gewesen, davon 21 als Lehrkräfte und 20 mit einem Vertrag als sonstiges pädagogisches Personal. Unbefristete Verträge hätten nur acht der Lehrkräfte und 13 der anderen Pädagogen gehabt.
Das Bildungsministerium hatte mit Stand November berichtet, dass 17 Absolventen als Lehrkräfte und 22 als sonstiges Personal an öffentlichen Schulen beschäftigt seien. Über die Tätigkeit in freien Schulen oder in anderen Bundesländern hatte das Ministerium keine Kenntnis.
Muttersprachliches Niveau als Vorauussetzung
Die größte Hürde für die unbefristete Einstellung der Absolventen seien die hohen Sprachanforderungen, so die Sprecherin. Um als reguläre Lehrkraft unterrichten zu können, müssten die Lehrkräfte deutsche Sprachkenntnisse auf dem Niveau C2 nachweisen – dies gleiche einem muttersprachlichen Niveau. „An diesen Anforderungen scheitern viele, zumal eine entsprechende Angebotsstruktur an berufsspezifischen Sprachkursen fehlt“, erklärte Engel. Das einzige berufsbegleitende C2-Angebot in Potsdam sei Ende vergangenen Jahres ausgelaufen.
Eine weitere Hürde sei, dass vielen geflüchteten Lehrkräften ein zweites Unterrichtsfach fehle, das für die volle Anerkennung notwendig ist, hieß es weiter. Daher könnten die Teilnehmer im nächsten Jahrgang, der im April beginnt, ein fehlendes Schulfach nachstudieren. Erstmals gebe es auch als Angebot zumindest für Lehrkräfte aus der Ukraine eine über zwei Semester laufende Fortbildung mit einem C1-Deutschintensivkurs. Zudem erhalten fünf Teilnehmer des Programms ein Jahr lang ein Stipendium der Friede Springer Stiftung in Höhe von 250 Euro monatlich. Bis Ende Februar seien noch Bewerbungen möglich.