NSU-Terror : Sieben Städte wollen an die Opfer erinnern
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NSU-Terror: Neue Gedenktafel in Heilbronn für die ermordete Polizistin Michèle Kiesewetter geplant Bild: dapd
Gemeinsam wollen sieben Städte mit Gedenktafeln und Straßenumbenennungen an die Opfer der rechtsextremistischen NSU-Terroristen erinnern.
Die Städte Kassel, Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund und Heilbronn wollen mit Gedenktafeln an die Opfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) erinnern. Das hat der Kasseler Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD), der die gemeinsame Initiative angeregt habe, am Dienstag mitgeteilt.
Es handelt sich um Wohnorte der Opfer beziehungsweise Tatorte der Mordanschläge. In den sieben Städten soll jeweils an alle zehn Opfer der rechtsextremistischen Mörder erinnert werden.Auf den geplanten Tafeln solle an die Opfer erinnert und darauf hingewiesen werden, dass den Ermittlungsbehörden der fremdenfeindliche Zusammenhang zwischen den Taten lange Zeit entgangen sei.
„Wir sind bestürzt und beschämt“
Die Inschrift werde lauten: „Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: Neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!“
In Kassel etwa war Halit Yozgat am 6. April 2006 in seinem Internetcafé erschossen worden. Sein Vater, aber auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer (CDU), hatten gefordert, die Holländische Straße, wo die Tat geschehen war, in Yozgat-Straße umzubenennen.
Die Stadt Kassel teilte nun mit, Ort des Gedenkens werde ein Platz an der Ecke von Holländischer Straße und Mombachstraße sein, der in unmittelbarer Nähe zum Tatort liegt. Zudem solle eine Straßenbahnhaltestelle in der Nähe umbenannt werden.
Platz und Haltestelle in Kassel werden umbenannt
Der Kasseler Oberbürgermeister Hilgen sagte, dass die Rede Ismail Yozgats, des Vaters des Opfers, während der zentralen Gedenkfeier in Berlin eine wichtige Rolle für die Entscheidung gespielt habe. Die Holländische Straße selbst sei jedoch zu eng mit der Kasseler Stadtgeschichte verbunden, als dass man sie ganz hätte umbenennen können.
Die Straße sei lange Zeit ein holländischer Postkurs und somit Teil eines großen, alten Verkehrswegs zum Niederrhein und nach Holland gewesen. „Diese geschichtlichen Bezüge würden durch eine Umbenennung verloren gehen“, teilte die Stadt Kassel mit.
Die Standorte in München, wo zwei Personen von der NSU-Gruppe ermordet worden waren, sowie die Inschrift der Gedenktafeln stehen noch nicht fest. In Nürnberg sollen nach den Worte Oberbürgermeister Ulrich Malys (SPD) an allen drei Tatorten Gedenktafeln aufgestellt werden.