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Neuer Geschäftsführer Hennewig : Er soll für die CDU das Netz verstehen

  • -Aktualisiert am

Kennt sich aus mit Twitter, Facebook, Instagram und Co.: der neue CDU-Bundesgeschäftsführer Stefan Hennewig Bild: dpa

Die Vorsitzende Kramp-Karrenbauer hatte ihren Vertrauten Nico Lange zum stellvertretenden Geschäftsführer gemacht. Manche hatten vermutet, er werde zum Bundesgeschäftsführer aufsteigen. Nun kam es anders.

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          Normalerweise ist es keine Sache von großem öffentlichen Interesse, wenn der Posten des CDU-Bundesgeschäftsführers neu zu besetzen ist. Dieses Mal aber war das Rumoren angesichts der Nachfolgeregelung für Klaus Schüler, den ausscheidenden Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel, ganz gut  zu hören. Frühzeitig war ein Name für den Posten aufgetaucht, der auf Anhieb einleuchtend erschien: Nico Lange. Er gehört zu den wenigen Personen, die sich seit einiger Zeit im ganz engen Umfeld erst der Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer befanden und nun beratend an der Seite der Vorsitzenden stehen. Da Lange schon stellvertretender Bundesgeschäftsführer war, galt sein Aufstieg als naheliegend.

          Eckart Lohse
          Leiter der Parlamentsredaktion in Berlin.

          Doch dann kam es am Montagmorgen anders. Das Präsidium der CDU beschloss einstimmig, Stefan Hennewig zum neuen Bundesgeschäftsführer zu machen. Der war bisher noch nicht aufgetaucht in der Gerüchteküche. Seit 2006 ist Hennewig verantwortlich für den Bereich Zentrale Aufgaben in der Parteizentrale. Neben dem Personalwesen und dem Controlling für das Adenauer-Haus gehören unter anderem die Mitgliederwerbung und die Weiterbildung für die Gesamtpartei in den von ihm verantworteten Bereich.

          Hennewig wurde 1973 geboren. Er studierte Politikwissenschaften in Bonn und Bradford und wurde anschließend promoviert mit einer Arbeit über die Nutzung des Internets und seine Regulierung durch politische Akteure in Deutschland und Amerika. Er arbeitet seit dem Jahr 2000 im Konrad-Adenauer-Haus, zunächst war er Online-Redakteur, dann Leiter der Internet-Redaktion. In den Jahren 2004 bis 2006 sowie für die Bundestagswahlkampagne 2017 leitete er den Bereich Öffentlichkeitsarbeit.

          Hennewig, so darf unterstellt werden, versteht also einiges vom Netz und damit auch den sozialen Medien, von Facebook, Twitter oder Instagram. Eine seiner wenigen öffentlichen Äußerungen drehte sich im Wahlkampf 2017 um den Umgang mit den sozialen Medien. Auf diesem Gebiet hatte es mächtig gehakt in jüngster Zeit, weil die Partei so ungelenk auf das CDU-kritische Video des Youtubers Rezo geantwortet hatte. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich kritisch zur Reaktion der CDU geäußert. Die Hauptverantwortlichen waren natürlich die Vorsitzende und Generalsekretär Paul Ziemiak, wie das grundsätzlich gilt. Aber Lange war als enger Berater und Vertrauter Kramp-Karrenbauers selbstverständlich auch angesprochen.  

          Ist das Ganze also eine Niederlage für Kramp-Karrenbauer? Formal ist sie nicht einmal die entscheidende Figur bei der Besetzung des Geschäftsführerpostens. Das CDU-Statut regelt, dass diesen der Generalsekretär „bestellt im Einvernehmen mit dem Präsidium“. Aber natürlich tut ein Generalsekretär das nicht gegen den Willen der Vorsitzenden. Außerdem ist diese ja Mitglied des Parteipräsidiums.

          Kramp-Karrenbauer und ihre Mitarbeiter hatten stets geschwiegen zu der Frage, wer Nachfolger des ausscheidenden Geschäftsführers Klaus Schüler werden solle. Lange erfuhr am Montag eine Aufwertung, seine Abteilung umfasst jetzt neben der politischen Planung die Themenkomplexe Strategie und internationale Beziehungen. Das passt für den eher analytisch veranlagten Lange vermutlich besser als die Bundesgeschäftsführung, die das organisatorische Talent fordert, das offenbar Hennewig besitzt.

          Kritik am AKK-Vertrauten Nico Lange

          Lange war kürzlich auch öffentlich kritisiert worden, von der Jungen Union. Ihm wird zugeschrieben, eine kurze Wahlanalyse noch am Abend der für die CDU so schlecht verlaufenen Europawahl geschrieben zu haben, in der der JU eine Mitschuld am Ergebnis gegeben wurde. Darüber ärgerten sich einige JU-Mitglieder, etwa aus Berlin. Sie warfen Lange Fehler im Wahlkampf für die Europawahl am 26. Mai vor und zweifelten seine Eignung für das Amt des Bundesgeschäftsführers offen an. Zwar ist Lange keinesfalls allein für den Wahlkampf verantwortlich zu machen, schließlich sind da Vorsitzende und  Generalsekretär, und auch Schüler war während des Wahlkampfes noch im Amt. Aber dass Lange einen großen Einfluss auf Kramp-Karrenbauer hat, wird im Adenauer-Haus bestätigt. Somit trägt er mindestens einen Teil der Verantwortung.

          Lange wurde 1975 in Berlin geboren, war nach dem Abitur zunächst als Zeitsoldat bei der Bundeswehr und studierte anschließend in Greifswald Politik- und Kommunikationswissenschaft sowie Informatik. Er hatte Lehraufträge in Greifswald und an den Universitäten von Sankt Petersburg und Kiew. In Kiew leitete er das Büro der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. 2012 wechselte er für die Stiftung nach Berlin, anschließend nach Washington. Dort blieb er jedoch nicht lange, weil Kramp-Karrenbauer ihn Ende 2017 ins Saarland holte. Auf Beschluss des Landtages war eine Stelle für Innovation und Strategie in der Staatskanzlei geschaffen worden, die Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer kurz darauf mit Lange besetzte. Als sie Anfang 2018 zur CDU-Generalsekretärin gewählt wurde, nahm sie Lange mit nach Berlin.

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