Nach Eurofighter-Absturz : CDU verteidigt Luftkampfübungen
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Bild eines der Eurofighter beim Absturz in Mecklenburg. Bild: dpa
Die Bundeswehr müsse dort üben, wo sie im Ernstfall auch eingesetzt wird, sagt CDU-Verteidigungsfachmann Henning Otte. Ein AfD-Abgeordneter macht sich derweil über die Bundeswehr lustig.
Der CDU-Verteidigungsfachmann Henning Otte hat nach dem Zusammenstoß zwischen zwei Eurofightern der Bundeswehr in Mecklenburg-Vorpommern die Luftkampfübungen verteidigt. „Die Bundeswehr muss dort üben, wo sie im Bedarfsfall auch verteidigt“, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk.
Er äußerte sein Unverständnis zur Forderung der Linken im Schweriner Landtag, die Luftkampfübungen zu beenden. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Oppositionsfraktion, Peter Ritter, hatte gesagt, dass die Übungen nicht nötig seien und eine Gefahr für Menschen sowie eine Belastung für die Umwelt darstellten. Die Piloten hatten am Montagnachmittag ein Luftkampfmanöver geübt. „Das ist notwendig um fit zu sein für den Einsatz, auch um Verteidigung glaubhaft abzubbilden“, sagte Otte.
Zur Unfallursache konnte der Politiker am Dienstagmorgen noch nichts sagen: „Das ist viel zu früh, das wären Spekulationen. Wir müssen jetzt die Untersuchungen des Generals für Flugsicherheit abwarten.“ Nach jetzigem Anschein sei es ein sehr tragisches Unglück.
Die beiden Kampfflugzeuge der Bundeswehr waren über der Mecklenburgischen Seenplatte, einer beliebten Ferienregion, nahe der Kleinstadt Malchow zusammengeprallt. Das Dorf Nossentiner Hütte entging nur knapp einer Katastrophe. Ein Flugzeug stürzte unmittelbar neben dem Ortsrand auf eine Freifläche, die andere wenige Kilometer entfernt in ein Waldgebiet nahe Silz und Jabel. Ein Pilot wurde von Rettungsmannschaften lebend aus einem Baum geborgen, der zweite später tot gefunden.
Auch der Bürgermeister von Waren an der Müritz, Norbert Möller (SPD), hat sich für einen Verzicht auf militärische Übungstiefflüge in Urlauberregionen ausgesprochen. „Viele Touristen haben kein Verständnis dafür, dass ausgerechnet rings um die Müritz solche Tiefflüge geübt werden“, sagte Möller am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Region um das Heilbad, zu der auch die vom Absturz betroffenen Dörfer gehören, gilt mit Hunderttausenden Gästen als touristisches Schwergewicht im Nordosten. „Man darf das gar nicht zu Ende denken, aber wir sind alle nochmal mit einem blauen Auge davongekommen“, erklärte Möller.
Sein Mitgefühl gelte den Familien der betroffenen Piloten, sagte der Bürgermeister. Ihm sei zwar klar, dass die Flieger irgendwo üben müssten. Man solle aber prüfen, ob gerade Tiefflüge über dem größten deutschen Binnensee und den umliegenden Gewässern abgehalten werden müssten. Auch die Bürgermeisterin von Silz und Nossentin, Almuth Köhler (CDU), wo eines der verunglückten Flugzeuge abstürzte, forderte eine Prüfung für Tiefflüge. „Unser Campingplatz und eine Ferienhaussiedlung am Fleesensee sind gerade voll besetzt.“ Bei Luftkampfübungen waren am Montag zwei Eurofighter über der Müritz-Region zusammengestoßen und abgestürzt. Ein Pilot wurde getötet, der zweite überlebte das Unglück und kam verletzt in ein Krankenhaus.
Der AfD-Abgeordnete im Bundestag Udo Hemmelgarn aus Detmold schrieb am Montag auf Twitter „Jetzt haben wir noch ein taugliches Flugzeug! Das „Gute“ daran ist, das es in der Zukunft keine weiteren Zusammenstösse in der Luft geben wird“. Zwar löschte er seinen Beitrag wieder, doch verbreiteten Medien und andere Politiker diesen weiter. So schrieb die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger: „Ohne Respekt. Ohne Anstand. Das ist die Partei, die sich noch anmaßt, für die Bundeswehr sprechen zu wollen. Widerlich.“ Hemmelgarn schrieb in seinem nächsten Tweet, er habe auf die mangelnde Ausrüstungssituation der Bundeswehr hinweisen wollen und das zu einem Zeitpunkt, als die Meldungen, die ihm vorlagen noch von zwei geretteten Piloten berichteten. Es sei furchtbar, dass der Pilot ums Leben gekommen sei.
Wie ein Luftwaffen-Sprecher am Dienstagmorgen sagte, wurde auch in der Nacht die Suche nach Wrackteilen und die Sicherung der Absturzstellen fortgesetzt. Dabei kamen Nachtsichtgeräte und starke Scheinwerfer zum Einsatz. Insgesamt sei die Zahl der beteiligten Bundeswehrangehörigen auf mehr als 300 erhöht worden. Sie ersetzen die gut 200 Polizeibeamten, die am Montagnachmittag unmittelbar nach der Flugzeugkatastrophe mit der Suche nach den Piloten und der Sicherung der Unglücksorte begonnen hatten, am späten Abend dann aber abgezogen wurden.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte am Montag den Unglücksort besucht und ihre Trauer über den Verlust der Soldaten bekundet. Die Flugzeuge gehörten zum Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“, das in Laage bei Rostock stationiert ist. Dessen Hauptaufgabe ist die Ausbildung der deutschen Eurofighter-Piloten. Trainingsflüge führen den Angaben zufolge regelmäßig ins Gebiet der Seenplatte.
Am Montagabend war dem Sprecher zufolge auch der General Flugsicherheit der Bundeswehr in Nossentin eingetroffen und hatte die Leitung der Flugunfalluntersuchung übernommen. Er habe nach einem Zwischenstopp am Flughafen Rostock-Laage die Absturzstellen überflogen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. „Jetzt geht es darum, den ganzen Vorgang lückenlos aufzuklären, um eine Erklärung für den Unfallhergang zu finden“, sagte der Luftwaffen-Sprecher. Der General Flugsicherheit ist eine Position mit eigener Abteilung im Luftfahrtamt der Bundeswehr. Amtsinhaber ist Brigadegeneral Peter Klement.
Ob die Flugdatenschreiber der beiden Absturzmaschinen, von deren Auswertung sich die Fachleute wichtige Aufschlüsse erhoffen, bereits gefunden wurden, konnte der Sprecher nicht sagen. Unklar blieb zunächst auch, ob und wann der Pilot, der überlebte, befragt werden sollte. An der Übung sei auch ein drittes Kampfflugzeug beteiligt gewesen, das aber nicht in die Kollision verwickelt war. Die Eurofighter seien nicht bewaffnet gewesen, teilte die Luftwaffe mit.