Flüchtlinge in Hamburg : Wie in schlechten alten Zeiten
- -Aktualisiert am
Streng gesichert: Hamburger Containerheim „Geschlossene Unterbringung Feuerbergstraße“ Bild: Picture-Alliance
Brandstiftung im Flüchtlingsheim, Messerstecherei unter jungen Afghanen - der Zusammenhang beider Fälle: Sie werfen Schlaglichter auf die Herausforderungen, vor denen Hamburg in der Flüchtlingspolitik derzeit steht.
„Ein Schatten ist auf Hamburg gefallen.“ So drückte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) aus, was viele Hamburger tatsächlich dachten. Am Vormittag hatte im Stadtteil Wilhelmsburg ein 17 Jahre alter Schüler einen gleichaltrigen Mitschüler niedergestochen und dabei tödlich verletzt. Am Nachmittag brannte in einer Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Hammerbrook ein Container. Auf den ersten Blick haben beide Ereignisse nichts miteinander zu tun, auf den zweiten schon.
Im ersten Fall gab es wohl Streit zwischen zwei afghanischen Jungen um ein Mädchen. Der Schüler hat die Tat inzwischen gestanden, schweigt aber über das Motiv. Die Jugendlichen saßen in einem Deutsch-Kurs zur Vorbereitung auf die Schule. Im zweiten Fall dürfte es Brandstiftung gewesen sein, allerdings aus der Einrichtung selbst. Eine Matratze in einem unbewohnten Raum wurde in Brand gesetzt. Das Feuer breitete sich schnell aus, aber auch die Feuerwehr war schnell da. Die fünfzehn Bewohner der Einrichtung kamen ohne Verletzungen davon.
Der Zusammenhang beider Fälle: Sie werfen Schlaglichter auf die Herausforderungen, vor denen Hamburg in der Flüchtlingspolitik derzeit steht. Vor allem der Brand im Container ist dafür ein krasses Beispiel. In den sechzehn Containern wohnen derzeit fünfzehn Jungen, 14 bis 17 Jahre alt, die als sogenannte minderjährige unbegleitete Flüchtlinge nach Hamburg kamen und schon auf eine beachtliche kriminelle Karriere verweisen können. Einige sollen auch drogensüchtig sein, sie gelten als nicht erziehbar.
Es waren die schweren Fälle
Ihre Unterkunft ist zwar kein geschlossenes Heim, unterliegt jedoch besonderen Sicherheitsanforderungen. Deshalb ist es auch etwas abgelegen. Wer hierher kommt, wird erst einmal auf Waffen und Drogen untersucht. Die fünfzehn Jugendlichen, die alle aus Nordafrika stammen, genießen eine besondere Betreuung und außerdem einen besonderen Schutz: Sie können nicht abgeschoben werden, denn in ihren Heimatländern gäbe es für sie keine Hilfseinrichtungen, wie sie das deutsche Jugendhilferecht verlangt.
Die Jungen sind nun aber in der Stadt schon umhergereicht worden. Erst lebten sie im Stadtteil Ohlsdorf in der Feuerbergstraße. Dort hat der Kinder- und Jugendnotdienst Hamburgs seine zentrale Einrichtung. Hier finden Kinder und Jugendliche bei akuten Krisen sozusagen erste Hilfe: Beratung, aber auch kurzfristige stationäre Aufnahme, und zwar rund um die Uhr. In die Feuerbergstraße eingewiesen wurden 40 der insgesamt 1300 nach Hamburg gelangten minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge.
Es waren die schweren Fälle, sie kamen in die Räume der früheren geschlossenen Unterbringung. Bei den Nachbarn häuften sich schon bald darauf die Beschwerden. Einem Ehepaar wurde das Auto gleich dreimal hintereinander aufgebrochen, ein Handwerker konnte nur unter Polizeischutz auf dem Gelände ein Fenster wechseln. Einmal mussten gleich 16 Streifenwagen wegen einer Messerstecherei anrücken. Die Bewohner der Feuerbergstraße fühlten sich an alte Zeiten erinnert.