Dresden : DNA-Spur führte zu mutmaßlichem Bombenleger
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Im September war diese Moschee in Dresden Ziel eines Sprengstoffanschlags. Bild: AP
Die Polizei hat einen Tatverdächtigen für die Anschläge auf eine Dresdner Moschee und das Kongresszentrum ermittelt. Der 30 Jahre alte Mann war bei „Pegida“ aktiv und ist laut FAZ.NET-Informationen bisher nicht einschlägig vorbestraft.
Die Bilder einer Überwachungskamera zeigten einen Mann in Jeans, blauem Anorak und mit schwarzem Motorradhelm, und sie waren lange der einzige Hinweis auf das Aussehen des Täters, der Ende September in Dresden einen Sprengsatz an der Fatih-Camii-Moschee detonieren ließ. Gut zwei Monate später hat die Polizei nun den mutmaßlichen Täter gefasst: Es handelt sich um einen 30 Jahre alten Mann aus Dresden, teilte die zuständige Generalstaatsanwaltschaft am Freitagmorgen mit. Er werde zur Zeit dem Ermittlungsrichter vorgeführt, habe sich aber bisher nicht zur Tat eingelassen, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein.
Nach Informationen von FAZ.NET ist der Mann bisher nicht einschlägig vorbestraft, vielmehr soll es sich um einen jener unauffälligen Bürger handeln, die jedoch glauben, die Dinge selbst in die Hand nehmen zu müssen. Bereits im Frühjahr hatte der Leiter des für Extremismusfälle zuständigen Operativen Abwehrzentrums (OAZ), Bernd Merbitz, vor einer „Pogromstimmung“ gewarnt, weil sich zunehmend bisher unbescholtene „Normalbürger“ radikalisierten. Informationen der Zeitung „Bild“ zufolge handelt es sich bei dem Beschuldigten um einen Mann namens Nino K., der im vergangenen Jahr auch als Redner bei Kundgebungen der islamfeindlichen Pegida-Bewegung aufgetreten und dabei gegen „kriminelle Ausländer“ und „faule Afrikaner“ gehetzt haben soll.
Das OAZ bestätigte diese Information am Freitag. „Wir haben davon auch Kenntnis“, sagte OAZ-Chef Merbitz, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Im Internet ist ein Video zu finden, das den 30 Jahre alten Tatverdächtigen zeigen soll: Während einer Rede im Sommer vergangenen Jahres verlas er bei einer Pegida-Kundgebung einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und äußerte sich dabei auch abfällig über Ausländer.
Am Donnerstag hatten Ermittler des OAZ und des Sonderdezernats zur Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität zwei Wohnungen in Dresden durchsucht, dabei waren sie auf diverse Gegenstände gestoßen, die zur Herstellung von Spreng- und Brandvorrichtungen dienen können. Bei der Überprüfung der DNA-Spuren landeten die Beamten dann offenbar einen Volltreffer: Sie stimmten mit den an den Tatorten gesicherten Spuren überein.
Der Verdächtige wurde daraufhin auf einer Baustelle in Hessen festgenommen, wo er auf Montage tätig war. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft lebt er allein in Dresden. Der 30 Jahre alte Verdächtige muss sich nun wegen des Verdachts des Herbeiführens einer schweren Sprengstoffexplosion an der Moschee und am Internationalen Congress Centrum sowie wegen des Platzierens von aus Gläsern und Drähten bestehenden Bombenattrappen an der Marienbrücke im Zentrum der Stadt verantworten. Hinweise auf Komplizen gibt es bisher nicht. Am Freitag ordnete ein Richter Untersuchungshaft gegen ihn an.
Die Anschläge wenige Tage vor den zentralen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden hatten bundesweit Aufsehen erregt. Der Imam, seine Frau und die beiden sechs und zehn Jahre alten Kinder, die sich zum Zeitpunkt des Anschlag in der Moschee aufhielten, waren nur durch Zufall unverletzt geblieben. Der Sprengsatz hatte die Eingangstür aufgedrückt, und die Flammen des Brandsatzes waren an der Mauer hochgeschlagen. Auch bei der Detonation des zweiten Sprengsatzes am Internationalen Congress Cenrum in der Innenstadt entstand lediglich Sachschaden. In dem Gebäude gab Bundespräsident Joachim Gauck am 3. Oktober einen Staatsempfang.