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Nach dem Brand auf Lesbos : Moria und die Identität Europas

Im Flüchtlingslager Moria Bild: EPA

Die EU darf menschenrechtswidrige Zustände nicht dulden. Sie darf aber auch keinen Anreiz für ungeregelten Zustrom setzen, den nur wenige ausbaden müssen.

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          Das ist Europa: In manchen europäischen Ländern spielt der Großbrand von Moria in der öffentlichen Debatte kaum eine Rolle. Es sind jene Länder eher im östlichen Teil der EU, die sich schwertun mit einer „Willkommenspolitik“ und die auch nicht gerade mit Asylanträgen geflutet werden. Daraus lässt sich nicht gleich schließen, hier zeige sich eine inhumane Haltung. Wohl aber zeigt sich die Vielfalt der Mitgliedstaaten der Europäischen Union; wie auch die Haltung zur Flüchtlingsfrage in den einzelnen Ländern, auch in Deutschland, durchaus unterschiedlich ist.

          Kein Vertun und keinen Dissens darf es allerdings in der Haltung geben, dass Menschen in Not zu helfen ist. Insofern ist es richtig, nun zunächst die „unbegleiteten Minderjährigen“ aufzunehmen, also Kindern zu helfen und denen, die es am nötigsten haben. Auf ihrem Rücken darf kein prinzipieller Streit ausgetragen werden.

          Aber austragen muss man ihn. Bei der Sicherung der europäischen Außengrenzen, der Durchsetzung humanitärer Standards und des Asylrechts, aber auch bei der Verteilung von Flüchtlingen in Not sollten eigentlich alle an einem Strang ziehen. Zum einen geht es um Solidarität im Staatenverbund. Es geht aber auch um dessen Identität. Die EU darf einerseits menschenrechtswidrige Zustände nicht dulden, sie darf aber auch keinen Anreiz für einen (weiteren) ungeregelten Zustrom setzen, den dann nur wenige ausbaden müssen.

          Flüchtlinge nahe der Stadt Mytilene am Donnerstagmorgen. Sie haben die Nacht im Freien verbracht. Bilderstrecke
          Brandkatastrophe in Moria : Wie geht es weiter für die Migranten auf Lesbos?
          Reinhard Müller
          Verantwortlicher Redakteur für „Zeitgeschehen“ und F.A.Z. Einspruch, zuständig für „Staat und Recht“.

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