Sachsens Glanz und Elend
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August der Starke herrschte über Polen und Sachsen. Bild: © Sotheby's / akg-images
Über Sachsen wird gerne hergezogen. Dort hegen viele Groll gegen Berlin und den Westen. Doch wie kam es zu dem vorläufigen Zerwürfnis? Die deutsche Geschichte bietet Antworten.
Gehört Sachsen eigentlich noch zum Westen? Die Frage stellt sich, weil viele dort der Berliner Republik den Rücken kehren. Sachsen und seine Bewohner wollen anders bleiben als des Westdeutschland oder gar Berlin. Anzeichen dafür gibt es genug: der Widerwille gegen die Bundespolitik, organisierte Wutausbrüche gegen Vielfalt, die Neigung, extremistische Parteien zu wählen. Bei der Bundestagswahl ist die AfD zur stärksten politischen Kraft in Sachsen aufgestiegen, vom Westen kaum bemerkt. Teile der politischen und kulturellen Elite wenden sich vom Westkanon der Werte und Vorlieben ab. Einer der führenden Politiker, Sachsens Parlamentspräsident Matthias Rößler, hat vor ein paar Jahren einen Club gegründet, das „Forum Mitteleuropa“. Sachsens Politik blickt dort nach Osten, Süden oder Südosten. Nie nach Westen. Das Logo des Forums ist eine stilisierte Landkarte: in der Mitte Sachsen, umgeben von Ungarn, Slowenien und Polen. Der Westen kommt auf der Karte nicht vor, die Bundesrepublik wirkt wie Ausland. Rößler wundert sich, dass die Westdeutschen so auf Frankreich stehen, das er „eine ausgeglühte Fassade“ nennt.

Politischer Korrespondent in Berlin
In Sachsen ist über Jahre ein großer Groll gewachsen. Viele Bewohner hegen Abneigungen gegen Westdeutsche, die ihre Region in Wirtschaft und Verwaltung dominieren und nach ihrer Ansicht oft gängeln. Auch die Berliner Sanktionen gegen Russland oder die Stigmatisierung des nationalkonservativen Nachbarn Ungarn werden abgelehnt. Nur in Sachsen wurden jemals die Spitzen des Staates lauthals als „Volksverräter“ niedergebrüllt, wie es in Dresden vor eineinhalb Jahren zum Tag der Deutschen Einheit geschehen ist.
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